Zu viel Geld für einmal Gold

Alexander Grimm holte in Peking das erste deutsche Gold. Jetzt will sein Manager das Letzte aus ihm herausholen.

Augsburg. Die Olympiasieger von Peking haben schöne und außergewöhnliche Momente erlebt - und sind trotz ihres plötzlichen Ruhmes auf dem Boden geblieben. Dass es auch die Kehrseite der (Gold-)Medaille gibt, zeigt der Kanute Alexander Grimm.

Kurz und knackig ist sie. Die Aussage seines Beraters und Managers Ingo Ribitsch: "Alexander Grimm hat momentan alles - nur keine Zeit." Warum also nicht gleich die kostbare Zeit des 22-jährigen Augsburgers verkaufen, wird sich Ribitsch gedacht haben.

Zeit ist schließlich Geld. Und ein paar Euro lassen sich auf diese Art und Weise mit Sicherheit verdienen.

Um genau zu sein: 700 sind es. 700 Euro. Versteht sich. Auch Ribitsch, ein vor allem im Eishockeysport erfahrenen Berater, weiß, dass die Zeit, in der die Medienmaschinerie mit Beckmann, "Bild" und "Bunte" ihr Interesse bekundet, begrenzt ist.

Auch Grimms Zeit ist wegen Studium und Training begrenzt - und kann auch schneller wieder zu Ende sein, als sie überhaupt angefangen hat. "Mit 700 Euro sind wir schon an der unteren Grenze", antwortet Ribitsch auf die Frage, was denn ein 45-minütiges Gespräch mit dem Olympiasieger koste. Damit wäre aber auch schon "der Knochen der Geschichte erreicht".

Rückblende: Es war der 12. August 2008, der vierte Wettkampftag der Olympischen Sommerspiele in Peking, als für einen unbekannten Athleten ein Kindheitstraum in Erfüllung ging.

Gold im Einerkajak. "Grimms Märchen" titelten die Zeitungen, nachdem er im Wildwasserslalom im Shunyi Park mit einem grandiosen Finallauf von Rang vier ganz nach vorne fuhr.

Doch selbst die Tatsache, dass es das erste Edelmetall für die deutschen Olympioniken in diesem Sommer war, brachte Grimm nur die obligatorischen 15000 Euro ein. Mehr gibt es von der Deutschen Sporthilfe nicht.

Oberstes Ziel sei also "die Halbwertszeit der Goldmedaille durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu verlängern", hatte Ribitsch bereits kurz nach Olympia in einem Interview gesagt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Alexander Grimm keinen professionellen Beistand an seiner Seite. Ribitsch lernte er erst nach seiner Rückkehr kennen.

"Wenn ich gewusst hätte, was nach den Spielen auf mich zukommt, hätte ich im Vorfeld mehr unternommen. Aber man kann ja nicht planen, Olympiasieger zu werden", sagte Grimm, der sich durch die Auswirkungen seines Erfolgs zeitweise überfordert sah.

"Beim ersten Ansturm in Peking habe ich versucht, alles mitzunehmen, weil es für die Sportart ja gut ist. Aber als ich nach Augsburg zurückkam, wollte einfach jeder was von mir. Das ging gar nicht."

Und genau deshalb würden jetzt für Fotoshootings, Zeitungs-Interviews oder Auftritte in Fernsehshows ohne weiteres Beträge in vierstelliger Höhe an den Athleten überwiesen, erklärt Ribitsch. Ein Teil der Gage dürfte auch auf sein Konto fließen.

Um den Preis ein wenig zu senken - erklärt Ribitsch noch kooperativ, würde auch noch die Möglichkeit bestehen, "einen Sponsor mit ins Boot zu holen". Der müsste dann aber auf Fotos oder Fernsehbildern deutlich zu sehen sein. Versteht sich.

Von Grimm selbst war in den vergangenen Wochen aber nicht mehr viel zu sehen. Hier mal ein Auftritt bei einer bayernweiten Gesundheitsaktion in Schulen, da mal die Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt durch Bundespräsident Horst Köhler.

Der große Geldregen - Gewichtheber Matthias Steiner kommt auf ein geschätztes Jahreseinkommen von 70000 Euro - blieb bei Grimm aus.

Man müsse danach erst lernen, zu den vielen Angeboten auch mal "Nein" zu sagen, hatte Grimm in einem Interview gesagt. Ob der Augsburger Kajakfahrer nach seinem Triumph auf dem Boden geblieben ist? Da muss man auch mal "Nein" sagen.

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