WM-Souvenir: Togo-Spieler wollte Bolls Schläger

Dortmund (dpa) - Timo Boll geht es fast so wie Lionel Messi. Bei der WM in Dortmund machen die Teilnehmer aus anderen Ländern Jagd auf den deutschen Tischtennis-Star. Autogramme des weltweit besten Nicht-Chinesen sind bei den Exoten von Barbados bis Tansania als WM-Souvenir heiß begehrt.

„Das kenne ich schon von anderen Weltmeisterschaften“, berichtete der Odenwälder mit einem Lächeln. „Ein Spieler aus Togo wollte sogar meinen Schläger haben.“ Die vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) verbreitete Nachricht „Sierra Leone und Liberia kommen nicht“ haute einen nicht um. Trotz der kurzfristigen Absage der beiden afrikanischen Staaten schlagen 118 Herren-Mannschaften und 91 Damen-Teams in den Westfalenhallen auf. Das ist WM-Rekord. Die Großen wie China und Deutschland spielen auf dem Center Court mit vier Tischen vor maximal 11 000 Zuschauern, die Kleinen sind in der zweiten Spielhalle mit 32 Tischen fast unter sich.

„Die WM ist immer auch ein Stück Breitensport. Durch die Trennung wird der professionelle Charakter aber bewahrt“, berichtete Boll. Wenn der WM-Dritte zum Essen oder ins Hotel geht, passiert er manchmal die Nebenhalle. Dort schmettern die Amateurspieler und „Autogrammjäger“ mit viel Einsatz und Hingabe. „Die kämpfen um ihr Leben“, sagte der Europameister zu Duellen wie Mongolei gegen Färöer oder Isle of Man gegen Uganda.

Seit der ersten Weltmeisterschaft 1926 lautet das Motto des Weltverbandes ITTF: „Wir sind eine große Tischtennis-Familie“. Zeitgemäß sind die Mammut-Turniere längst nicht mehr. Die Trennung in A-, B- und C-WM ist überfällig, aber nicht in Sicht. „Viele andere Sportverbände gehen einen anderen Weg“, erklärte DTTB-Präsident Thomas Weikert diplomatisch. Der Jurist kämpft seit Jahren um professionellere Strukturen im Tischtennis - ein mühsames Anliegen.

Als WM-Ausrichter muss der DTTB ein umfangreiches Programm stemmen. „Wir haben zwischen 3500 und 4000 akkreditierte Personen. Die WM-Spiele finden in fünf Divisionen statt. Das ist schwer zu händeln“, sagte Weikert. „Aber wir kriegen das hin.“ Die vielen Gäste aus aller Welt kommen nicht nur wegen der guten Organisation gern nach Deutschland. Jeder Verband muss lediglich die Anreise selbst bezahlen, für maximal sieben Personen kommt der DTTB auf.

„Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung für jeweils drei Damen und Herren sowie einen Delegierten übernimmt der WM-Ausrichter“, erläuterte Weikert die ITTF-Bestimmungen. Trotz der beträchtlichen Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro hofft der DTTB unter dem Strich auf einen kleinen Gewinn. Auf der Habenseite stehen Zuschüsse der ITTF, Sponsorengelder, Zuschauer-Einnahmen und die Unterstützung durch das Bundesland Nordrhein-Westfalen in Höhe von 775 000 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort