Snowboarderin Kober: „Mama-Sein das Wichtigste“

La Molina/Berlin (dpa) - Nur vier Monate nach der Geburt ihres Sohnes steht Snowboarderin Amelie Kober bereits wieder bei der WM im spanischen La Molina am Start. Sie geht mit gedämpften Erwartungen in die Rennen.

„Ich bin erst vor wenigen Monaten Mama geworden, habe weniger trainiert. Schauen wir, was dabei rauskommt.“ Neben der Miesbacherin treten Patrick Bussler (Aschheim), Selina Jörg (Sonthofen), Anke Karstens (Bieschofswiesen) und Isabella Laböck (Klingenthal) für den Snowboard Verband Deutschland an.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht die Olympia-Zweite von 2006 im Parallel-Riesenslalom über neue Prioritäten, alten Ehrgeiz und ihre „steinige“ Rückkehr in den Leistungssport.

Ihr Sohn Lorenz war bei Ihrem Weltcup-Comeback im Dezember in Italien dabei. Hat es ihm so gut gefallen, dass er auch mit zur WM kommt?

Amelie Kober: „Ja, ich nehme ihn eigentlich überall mit hin. Im Kraftraum habe ich ihn sowieso immer dabei, er schläft dann im Kinderwagen oder schaut von seiner eigenen Gymnastikmatte aus zu. Während ich beim Schneetraining oder Rennen bin, passt seine Oma auf ihn auf. Das ist mir auch ganz wichtig, dass er immer in meiner Nähe ist. Mama-Sein ist doch das Wichtigste, der Beruf kommt erst danach.“

Was hat sich durch die Geburt verändert, wenn Sie jetzt beim Rennen an den Start gehen?

Kober: „Das ganze Leben ist anders, man denkt um, hat einen ganz anderen Horizont. Aber wenn ich direkt am Start stehe, hat sich nichts verändert. In dem Moment bin ich Sportlerin und immer noch sehr ehrgeizig. Sobald ich dann über die Ziellinie komme, bin ich wieder Mama.“

Als Sie bei Olympia 2010 ihre Schwangerschaft öffentlich gemacht haben, ließen sie eine Rückkehr in den Weltcup offen. Stand dieser Entschluss für Sie insgeheim immer fest oder ist er langsam gereift?

Kober: „Eigentlich ein bisschen von beidem. Es stand im Prinzip schon fest, dass ich gerne wieder Leistungssport machen möchte. Der Gedanke war immer da. Ich habe es mir aber immer offen gelassen, weil ich nicht wusste, wie das mit dem Kind funktioniert, ob es gesund ist, ob es mit der Betreuung klappt und ob ich in der Lage bin, ihn ein paar Stunden alleine zu lassen. Das fällt mir immer noch schwer. Im Moment funktioniert alles reibungslos, aber wenn mein Sohn krank würde, zählt natürlich nur das Kind und nichts anderes.“

Nur zwölf Wochen nach der Geburt standen Sie wieder beim Weltcup am Start. Wie schwer war diese Rückkehr?

Kober: „Es war ein sehr steiniger Weg. Ich habe es total unterschätzt, es ist doch eine ganz schön große Sache. Es war anfangs sehr schwierig, aber irgendwann kam ein Punkt, an dem ich merkte, dass etwas vorwärtsgeht. Das hat mich dann sehr angespornt. In der alten Form bin ich bei weitem noch nicht, aber es wird langsam immer besser. Wenn ich dran bleibe, wird es auf lange Sicht wieder so wie es früher war.“

Müssen Sie dafür mehr trainieren als vor der Geburt?

Kober: „Zeitlich bin ich zum Glück sehr flexibel, so dass ich mich nach meinem Sohn richten kann. Von den Umfängen her ist das Training ähnlich wie vorher. Aber alle Eltern wissen, dass man nach einer Nacht ohne Schlaf einfach mal das Trainingsprogramm tauschen muss und dann am nächsten Tag mehr macht.“

Mit welchen Zielen gehen Sie bei der WM an den Start?

Kober: „Das ist schwer zu sagen. Ich bin sehr ehrgeizig, aber man sollte die spezielle Situation im Auge behalten. Ich bin erst vor wenigen Monaten Mama geworden, habe weniger trainiert. Schauen wir, was dabei rauskommt.“

Macht einen die Geburt in diesem Punkt gelassener?

Kober: „Teils, teils. Ich versuche es mir immer einzureden, dass ich gelassener sein müsste. Aber mir fällt es schwer, realistisch zu bleiben, das muss ich mir immer wieder sagen. Mein Sohn ist sonntags geboren und jeden Sonntag denke ich: Es ist erst so wenige Wochen her und eigentlich musst du nicht so streng sein mit dir.“

Ihre Oma sammelt Zeitungsartikel über Sie. Welchen Bericht soll sie kommenden Donnerstag ausschneiden?

Kober: „Da hoffe ich, dass sie eine Titelseite rausreißt. Es wäre ein Traum, wenn ich Erste werde.“

Interview: Florian Lütticke, dpa

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