Shootingstar Wellinger erhöht Tournee-Optionen

Engelberg (dpa) - Eine Traumreise ins Wellenreiter-Paradies Hawaii könnte sich Hobby-Surfer Andreas Wellinger bereits locker leisten. Aber auch nach seinem kometenhaften Aufstieg in die Skisprung-Weltelite bleibt der erst 17 Jahre alte Bayer bescheiden.

„Mein Weihnachtswunschzettel ist leer. Ich freue mich einfach, als Schüler ein bisschen zu verdienen“, sagt Wellinger lächelnd. Knapp 30 000 Euro hat der Shootingstar in den ersten acht Weltcups seiner Karriere verdient. Als Sieger mit dem Team in Kuusamo, Dritter in Sotschi und Zweiter in Engelberg bei der Tournee-Generalprobe stand er dreimal auf dem Podest, in der Gesamtwertung ist der Neuling sensationell Vierter. „Das Ziel war schon immer, dass ich irgendwann einmal vorne mitspringen kann. Dass es so schnell geht, habe ich aber nicht geglaubt - das hat wahrscheinlich keiner geglaubt“, berichtet Wellinger.

Mit ihm haben die deutschen Skispringer für die bevorstehende Vierschanzentournee neben Frontmann Severin Freund und dessen Zimmerkollegen Richard Freitag urplötzlich ein drittes Ass im Ärmel. „Es ist eine tolle Geschichte, was er bisher geleistet hat. Er ist ein Instinktspringer, das macht ihn sehr stark“, lobt Bundestrainer Werner Schuster den Saisonaufsteiger.

Wellinger erinnert Schuster an den Österreicher Thomas Morgenstern, der als 17-Jähriger die Skisprung-Welt im Sturm eroberte. „Andreas hat einen sehr aggressiven Stil, springt sehr am Limit. Das hat ein bisschen was von Morgenstern, als der in den Weltcup kam. Der hat auch solch einen extrem aggressiven Stil gepflegt. Das kann man einem Athleten gar nicht beibringen“, sagt Schuster.

Auch dank Wellinger trumpfen die DSV-Springer in diesem Winter so stark auf wie seit den Glanzzeiten von Martin Schmitt und Sven Hannawald nicht mehr. Letzterer inspirierte mit seinem historischen Vierfach-Triumph bei der Tournee 2001/02 den damals sechsjährigen Knirps zum Skispringen. „Mein Vorbild ist der Hanni. Als er viermal gewonnen hat, war es das erste Mal, dass ich die Vierschanzentournee bewusst mitbekommen habe. Das war natürlich etwas Besonderes. Das einer alle vier Springen gewinnt - unglaublich! Mal schauen, ob das überhaupt noch einmal jemand schafft“, erzählt Wellinger.

Der will sich nach einem kurzen Heimat-Urlaub bei einem vorweihnachtlichen Trainingslager in Oberstdorf gemeinsam mit seinen Teamkollegen den letzten Feinschliff für seine erste Vierschanzentournee holen. „Die Tournee ist für jeden etwas Besonderes und ein Highlight in der Saison. Bisher kannte ich das nur als Fernsehzuschauer. Ich versuche, mich dennoch so drauf vorzubereiten wie auf jedes andere Springen“, erklärt der erstaunlich abgeklärt wirkende Elftklässler, der am Skigymnasium in Berchtesgaden zur Schule geht.

Die Konkurrenz ist längst auf den Schlaks mit dem stets freundlichen Gesicht aufmerksam geworden. „Bis zum Saisonauftakt in Lillehammer hatten sie wahrscheinlich noch nie etwas von Wellinger gehört. Mittlerweile glaube ich schon, dass sie ein Auge auf mich werfen, weil sie sehen, dass ich Skispringen kann“, berichtet er von seinen Eindrücken.

Österreichs Chefcoach Alexander Pointner hat Wellinger sportlich auf dem Zettel und attestiert ihm sogar Starpotenzial. „Er ist im Nachwuchsbereich sehr gut ausgebildet worden und hat auch von seinem Charakter das, was die Journalisten gerne sehen: Ein junges, frisches Gesicht, bei dem man weiß, wenn die sportliche Leistung passt, dann kann man ihn auf mehreren Ebenen herzeigen.“

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