Schlierenzauer nimmt Auszeit - Karriere-Ende möglich?

Bischofshofen (dpa) - Gregor Schlierenzauer nimmt eine Auszeit vom Skispringen und nährt so Spekulationen über ein Karriere-Ende.

„Ich mache nach zehn Jahren im Spitzensport eine Pause auf unbestimmte Zeit, möchte raus aus dem Rampenlicht. Die Last ist immer größer geworden, von diesem Rucksack möchte ich mich jetzt befreien“, schrieb der Rekord-Weltcupsieger an seinem 26. Geburtstag auf seiner Homepage.

Nach dem Heimspringen am Bergisel, wo Schlierenzauer im ersten Durchgang ausgeschieden war, habe die „Enttäuschung jegliche Leidenschaft gekillt.“ Er habe sich deshalb „entschlossen, nicht bei der Skiflug-Weltmeisterschaft anzutreten und die Saison vorzeitig zu beenden. Beide Entscheidungen sind mir nicht leicht gefallen, aber ich muss gestehen, dass der Rucksack, den ich mit mir herumschleppe, einfach zu schwer geworden ist“, erklärte der mehrfache Weltmeister und Team-Olympiasieger von 2010.

Ein Start am Kulm wäre „aufgrund meiner Verunsicherung auch gefährlich, so ehrlich muss man sein. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber letztendlich ist es meine Gesundheit und die bin ich nicht bereit, aufs Spiel zu setzen“, erklärte der viermalige Skiflug-Weltmeister.

Schon vor der Vierschanzentournee hatte sich Schlierenzauer eine zweiwöchige Wettkampfpause verordnet. ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin sprach vor Weihnachten von einer mentalen Erschöpfung seines Schützlings. „Erfolg ist etwas Tolles, aber es gibt auch Schattenseiten. Was mir zum Teil angedichtet wurde, ist
extrem“, erklärte Schlierenzauer.

Bei der Tournee enttäuschte der zweimalige Gewinner dann auf ganzer Linie. Nachdem er zweimal sogar den zweiten Durchgang verpasst hatte, nahm ihn Kuttin vor dem Finale in Bischofshofen aus dem Team. Ihm sei damit eine Last von den Schultern genommen worden, teilte Schlierenzauer danach mit. Die Entscheidung Schlierenzauers, in diesem Winter nicht mehr auf die Schanze zu gehen, bezeichnete Kuttin am Donnerstag daher als „absolut nachvollziehbar“.

Auch Bundestrainer Werner Schuster, der Schlierenzauer einst am Skigymnasium Stams trainiert hatte, äußerte Verständnis für den 53-fachen Weltcupsieger. „Ich finde es bemerkenswert, dass es so lange gehalten hat. Ich kann mich an keinen Springer erinnern, der mit 16 in den Weltcup kam und dann so lange Spitze war“, sagte der Österreicher.

Dass Schlierenzauer nun nur noch hinterherspringt, bezeichnete Schuster als „eine bittere Lebenserfahrung. Für ihn ist es hart, weil er es nicht gewohnt ist. Insgesamt würde ich mir noch keine Sorgen machen für die Zukunft. Er hat das Zeug dazu, es zu schaffen.“

Die zentrale Frage lautet: Will Schlierenzauer das überhaupt noch? Momentan weiß er es selbst nicht. „Das Wort Rücktritt nehme ich bewusst nicht in den Mund. Ich weiß hier und heute ganz einfach nicht was die Zukunft bringt. Ich tue mich schwer, hier und heute Prognosen abzugeben.“ Es klang schon ein bisschen nach einem endgültigen Abschied.

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