Freund schielt nach ganz oben - Traum Tourneesieg

Lillehammer (dpa) - Die Rückenschmerzen sind verflogen, die Angriffslust ist zurückgekehrt: Nach einem Sommer voller Mühen und Zweifel möchte Deutschlands Top-Skispringer Severin Freund in diesem Winter ganz hoch hinaus.

„Ich will bei der Vierschanzentournee und den Weltmeisterschaften vorne dabei sein. Wenn ich mir einen Sieg aussuchen könnte, wäre es der in der Tourneegesamtwertung. Aber im Endeffekt will man sich ja gar keinen Sieg aussuchen, sondern verdienen“, sagte der 23-Jährige vor dem Weltcup-Auftakt am Freitag in Lillehammer.

Solch forsche Töne wären vor wenigen Monaten noch undenkbar gewesen. Im April erlitt Freund einen Bandscheibenvorfall und musste sich operieren lassen. Die hoffnungsvolle Karriere drohte ins Stocken zu geraten. „Es gab die kurzen Momente der Unsicherheit. Aber ich hatte das Glück bei Ärzten zu sein, zu denen ich von Anfang an Vertrauen hatte“, erzählte der Bayer.

Es folgte ein monatelanger Kampf in der Rehabilitation, „die mühsam und hart war. Da habe ich neue Sachen über meinen Körper gelernt“, erzählte Freund. Ende September feierte er mit Rang zwei beim Sommer-Grand-Prix in Hinzenbach ein glänzendes Comeback, drei Tage später stand er in Klingenthal sogar ganz auf dem Podest.

Dorthin zieht es Freund auch im Weltcup. „Mich wurmt es immer noch, dass in der Vorsaison kein Sieg dabei war. Ich habe meine Podestplätze und mehr Weltcuppunkte gemacht als im Jahr davor. Aber es ist ein Unterschied, ob man Zweiter wird oder ganz oben steht. Das will ich heuer wieder schaffen“, formulierte er sein anspruchsvolles Ziel.

Bundestrainer Werner Schuster traut dies seinem Frontmann zu, der durch die Verletzung noch reifer geworden sei. „Er war ja schon sehr ausgereift in seiner Denkweise, in seiner Handlungsweise. Er hat sich danach mit einem irrsinnig ausgefeilten Training in Form gebracht. Der Plan ist aufgegangen, er springt schon sehr stark. Wenn er gesund bleibt, sollte er das Tempo an der Weltspitze mitbestimmen können“, erklärte der Coach.

Seit seinem kometenhaften Aufstieg Anfang 2011, als er in Sapporo und Willingen seine ersten beiden Weltcupsiege feierte, gilt Freund als feste Größe im Skisprung-Zirkus. Er wird von der Konkurrenz ernst genommen. Das soll auch so bleiben.

Deshalb fokussiert er sich im Winter wieder voll auf den Sport und lässt sein Studium für internationales Management ruhen. „Ich mache ein Urlaubssemester. Auf Wettkämpfen braucht man die Freizeit. Da hat man keine Lust, sich hinzusetzen und irgendetwas zu lernen. Dann wärest du bei keiner Sache mit 100 Prozent dabei, und das wäre nicht zielführend“, erklärte Freund.

Kraft und Beistand holt sich der in München lebende Musik- und Bücherfan bei Freundin Caren und der Familie. „Das private Umfeld hat einen wahnsinnig großen Einfluss auf den sportlichen Erfolg. Du musst erst mal so weit kommen, dass du dich zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren kannst und alles andere klar ist und du dir keine Sorgen machen musst“, sagte Freund. Die Voraussetzungen für neue Höhenflüge auf der Schanze stehen daher nicht schlecht, denn: „Bei mir ist das sehr angenehm und sehr schön. Privat ist alles super.“

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