DSV-Springer hoffen auf tröstliches Tournee-Finale

Bischofshofen (dpa) - Der Showdown von Österreichs Superfliegern Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler um den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee droht im Wetterchaos zu versinken. Ungeachtet des Wintereinbruchs in Bischofshofen wollen auch die DSV-Skispringer in eine Hauptrolle schlüpfen.

„Wir haben noch eine Chance auf den angestrebten Podestplatz. Die wollen wir nutzen“, verkündete Bundestrainer Werner Schuster vor dem Finale furioso am Freitag. Die Qualifikation für das letzten Springen musste am Donnerstag nach 25 Springern wegen heftigen Schneefalls abgebrochen werden.

„Die Sicherheit der Springer war nicht mehr gewährleistet“, begründete Renndirektor Walter Hofer die Entscheidung. Für Schuster hatten die Verantwortlichen keine andere Wahl. „Es war völlig logisch, dass abgebrochen werden musste. Es ging um die Fairness und die Sicherheit der Springer“, sagte der Bundestrainer.

Die Qualifikation soll nun am Freitag direkt vor dem Wettkampf nachgeholt werden. Das letzte Springen findet dann im ersten Durchgang nicht im K.o.-Modus statt. Stattdessen wird nach der Reihenfolge der Weltcupwertung gesprungen. Allerdings sollen sich zu den Schneemassen auch noch heftige Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h gesellen. Ein regulärer Abschluss der Tournee ist damit zumindest ungewiss.

Die aufgrund starker Vorleistungen mit großen Erwartungen in die Tournee gestarteten Severin Freund und Richard Freitag, die am Donnerstag lediglich einen Trainingssprung absolvieren konnten, nahmen die Wetterkapriolen gelassen. „Mein Sprung im Training war ganz in Ordnung“, sagte Freitag.

Das Duo hat beim ersten Saisonhöhepunkt zwar nicht enttäuscht, sein Ziel bisher aber auch nicht erreicht. „Was wir alle wollten, war um den Sieg mitzuspringen. Aber unsere Top-Leute haben die Tournee nicht konstant hinbekommen. Damit ist es eine nur minimal bessere Gesamtsituation als im Vorjahr“, bilanzierte Schuster schon vor dem abschließenden Wettbewerb auf der Paul-Außerleitner-Schanze.

Der Chefcoach vermisst bei seinen Vorzeigespringern noch den „Killer-Instinkt“, den Spitzenreiter Schlierenzauer und sein um 17 Punkte zurückliegender Verfolger Kofler seit Jahren haben. „Dieser Schritt fehlt definitiv noch. Dass die Top-Leute so stabil und fundiert sind, dass sie mit dem Selbstverständnis in die Tournee gehen: Heuer bin ich stark genug, dass ich vom ersten Wettbewerb weg um den Sieg mitspringen will“, analysierte Schuster.

Von Freitag, der seine erste volle Weltcupsaison springt, hatte er dies noch nicht erwartet. „Beim Richie wäre das vermessen gewesen, dafür ist er noch zu jung. Immerhin sehe ich bei ihm einen eindeutigen Trend nach oben. Vielleicht wird er in Bischofshofen noch belohnt“, erklärte Schuster und fügte hinzu: „Für Severin ist es schade, weil er schon einen Schritt weiter ist und es gut begonnen hatte. Aber der Tag in Innsbruck hat nicht reingepasst.“

Der Absturz am Bergisel kostete Freund die Chance auf den dritten Platz im Gesamtklassement, denn der Rückstand von mehr als 30 Punkten auf den entthronten Titelverteidiger Thomas Morgenstern ist zu groß. Die Enttäuschung von Innsbruck war bei dem 23-Jährigen dennoch schnell verflogen. „Ich muss das einfach schlucken. Es ist gut, dass es sofort weiter geht“, sagte Freund.

Für ganz vorne hätte es ohnehin nicht gereicht, dafür trumpften Schlierenzauer und Kofler zu stark auf. Das Austria-Duo degradierte den Rest der Skisprung-Welt zu Statisten und lag in allen drei Wettbewerben vor der Konkurrenz. Weil die beiden Trainingskollegen auf Augenhöhe agieren, verspricht das finale Duell noch einmal Spannung. Am Donnerstag schonten sich beide und waren gar nicht erst an die Schanze gekommen.

„17 Punkte sind zwar viel, aber die Möglichkeit, Gregor abzufangen, besteht. Ich werde es probieren. Der Bessere gewinnt, der andere kann sich dann auch nicht auf den Kopf stellen“, sagte Kofler. Anders als der 27-Jährige, der vor zwei Jahren triumphierte, hat Schlierenzauer die Tournee noch nie gewonnen. Der ist daher bis zum Schluss auf der Hut: „So groß kann der Vorsprung gar nicht sein, dass man sich sicher fühlen könnte. Erst wenn ich nach dem allerletzten Sprung auch noch vorne bin, kann ich feiern.“

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