Ammanns emotionale Rückkehr nach Bischofshofen

Bischofshofen (dpa) - Die bösen Sturz-Geister von Bischofshofen hat Simon Ammann schon im Herbst verjagt. Auf der Paul-Außerleitner-Schanze wagte der Schweizer abseits des Rampenlichts die ersten Sprünge auf dem Unglückshang.

Ammanns emotionale Rückkehr nach Bischofshofen
Foto: dpa

Dennoch fährt der viermalige Olympiasieger nicht leichten Herzens zum Finale der 64. Vierschanzentournee. Die Bilder des Horrorsturzes vor genau einem Jahr haben sich in das Gedächtnis des kleinen Schweizers eingebrannt. „Irgendwann werde ich euch mal zeigen, wie ich im Spital ausgesehen habe. Wie wenn Walujew zugeschlagen hätte. Oder Tyson“, erzählte der 34-Jährige.

Kopfüber war er damals im zweiten Durchgang nach der Landung auf den Hang gestürzt. Ammann rutschte mit dem Gesicht auf dem harten und eisigen Untergrund noch ein paar Meter weiter, ehe er bewusstlos und blutüberströmt liegenblieb. „Es wird sicher eine Herausforderung, wenn ich dahin komme und ständig die Fragen nach dem Sturz kommen. Jeder denkt ja, dass ich das erste Mal wieder dort sein werde“, erklärte Ammann.

Vor einigen Monaten hat er sich seinen Dämonen gestellt. „Ich bin im Herbst dort schon mal gesprungen. Und habe triumphiert. Es war ein Triumph über mich und über die Schanze. Das muss ich schon so sagen“, berichtete Ammann. Der Sprung kostete ihn große Überwindung, weshalb er dieses Erlebnis noch heute als Weltklasse bezeichnet.

„Irgendwann musste ich den ersten Sprung machen. Und dann machst du das, was du als Skispringer machen musst - oben loslassen. Es hat wirklich geknistert. Die Intensität, das so wieder zu erleben, war enorm“, erklärte der Familienvater. Diese Gedanken werde er zum Showdown der diesjährigen Tournee mitnehmen.

Noch schwerer als den Schweizer erwischte es vor einem Jahr Nicholas Fairall. Der Amerikaner war einen Tag vor Ammann in der Qualifikation gestürzt und hatte sich neben Rippenbrüchen sowie Nieren- und Lungenverletzungen auch einen Bruch des Lendenwirbels zugezogen. Als Folge davon ist Fairall an den Beinen seither gelähmt und kämpft um eine Rückkehr in ein normales Leben.

Zwar soll der 26-Jährige mittlerweile wieder mehr Gefühl in den Beinen und etwas mehr Beweglichkeit in den Oberschenkeln haben, doch bis zu einer vollständigen Genesung ist es noch sehr weit. Zu Weihnachten schrieb der Kämpfer auf seiner Facebook-Seite seinen größten Wunsch: „Ich will wieder Skispringen.“

Jetzt kehrt er an die Unglücksschanze als Zuschauer zurück. „Ich bin super aufgeregt, zurück nach Europa zu fliegen. Ich kann es kaum noch erwarten, mich mit meinem Team beim Finale der Vierschanzentournee in Bischofshofen zu treffen“, schrieb Fairall kurz vor seinem Abflug auf Facebook.

In Bischofshofen ist ihm, wie auch Ammann, ein herzlicher Empfang gewiss. Nicht nur die Zuschauer, vor allem die Springer haben enormen Anteil am Schicksal des US-Boys genommen. Zahlreiche Spenden unterstützen Fairall auf seinem langen Weg zurück. Auch die deutschen Ski-Adler zeigten damals Herz und überwiesen ihre 30 000-Euro-Prämie vom Weltcup-Teamsieg in Zakopane an Fairall.

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