Langlauf-Chef Ullrich nervös vor Debüt

Gällivare (dpa) - Selbst ein gestandener Trainer kann vor einem Saisonstart unruhig werden. Erst recht, wenn es sich dabei um ein Debüt handelt. Frank Ullrich steht im schwedischen Gällivare erstmals bei einem Langlauf-Weltcup als verantwortlicher Bundestrainer an den Loipen.

Bis zum ersten Start versucht der als Perfektionist geltende Thüringer sich und sein Team auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Das Kribbeln, das ihn seit dem letzten Vorbereitungslager im finnischen Muonio befallen hat, wertet er als Vorfreude auf das, was kommen soll.

Ullrich, noch heute der erfolgreichste Biathlon-Trainer weltweit, ist heiß auf die neue Herausforderung, die er nach dem Rücktritt des langjährigen Langlauf-Bundestrainers Jochen Behle im Frühjahr übernommen hat. „Ich bin Langläufer aus Leidenschaft“, bemerkt der 54-Jährige. Schon deshalb tat er sich mit der Umstellung vom Biathlon zum Langlauf zunächst nicht sonderlich schwer. Mittlerweile gibt er zu: „Ich fühle mich wie ein Trainer, der eine andere Sportart betreut. Aber es ist eine Berufung für mich.“ Ob der erfolgbesessene Trainer sofort die gewünschten Ergebnisse einfahren kann, ist selbst für ihn mehr als fraglich.

Schließlich hat Ullrich nur die Athleten zur Verfügung, die auch Behle hatte. Und die meisten von ihnen sind in die Jahre gekommen. „Es ist die besondere Herausforderung, ältere und jüngere Sportler unter einen Hut zu bringen“, sagt Ullrich. Für die Saisonstartphase bedeutet dies, dass so viele Athleten wie möglich schnell die WM-Norm für die Titelkämpfe im Februar in Val di Fiemme erfüllen, um sich dann gezielt auf den Saisonhöhepunkt vorbereiten zu können.

Schon jetzt ist klar, dass Tobias Angerer, Axel Teichmann, Jens Filbrich oder Katrin Zeller nicht durchgängig auf ganz hohem Level laufen werden, sondern gezielte Einsätze bekommen, bei denen sie glänzen können.

Ullrich steht dabei für klare, wissenschaftlich untersetzte Trainingsmethoden. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Behle, der ein „Bauchmensch“ war, damit aber zumeist richtig lag. „Es ist ein schönes Arbeiten. Manches läuft gut, manches ist mühsam. Ich denke, dass das Team gefestigt wirkt durch die Integration aller Beteiligten, also Techniker, Ärzte, Physiotherapeuten, Trainer und Athleten. Wir müssen konsequent einen Schritt nach dem nächsten tun“, betont Ullrich.

Seit dem Trainingsstart am 1. Mai hat er trotz harter und schweißtreibender Trainingslager bei den Sportlern eine positive Grundstimmung erzeugt. „Wir haben uns alle mächtig ins Zeug gelegt. Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir uns gegenseitig verstehen“, sagt der Trainer.

Die Erwartungen der Öffentlichkeit sollten jedoch nicht zu hochgesteckt sein. „Andere Nationen wie die Norweger, Schweden, Russen oder Einzelläufer aus der Schweiz, Finnland und den USA sind besser. Wir sind sicher keine Favoriten. Aber wir haben uns zusammengerauft und sind auf einem guten Weg“, erklärt Ullrich die gebotene Zurückhaltung. Es ist ohnehin alles auf die WM ausgerichtet. „Insofern befinden wir uns alle in einem gesunden Vorstartzustand und sind optimistisch, dass das eine oder andere gute Resultat bald kommt.“

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