Vonns Knie verhindert Olympia-Start in Sotschi

Vail (dpa) - Ihr Helm-Design stand schon fest, aber der Olympia-Traum von Lindsey Vonn ist geplatzt. Einen Monat vor der Eröffnungsfeier in Sotschi verkündete die Abfahrts-Olympiasiegerin ihren Verzicht auf die Winterspiele in Russland.

Vonns Knie verhindert Olympia-Start in Sotschi
Foto: dpa

„Ich bin am Boden zerstört. (...) Ich habe alles, was ich kann, versucht, dass ich auch ohne Kreuzband irgendwie stark genug bin“, schrieb die Amerikanerin auf ihrer Facebook-Seite. Durch das erneut gerissene Kreuzband aber sei ihr „Knie einfach zu instabil, um auf diesem Level antreten zu können“.

Vonn kündigte an, sich schon bald operieren zu lassen. Ihr nächstes Ziel seien nun die Heim-Weltmeisterschaften in Vail im US-Bundesstaat Colorado im Februar 2015. „Das bedeutet auch, dass nun ein Platz frei wird und eine meiner Teamkolleginnen um Gold kämpfen kann“, sagte Vonn. „Ich werde alle Olympioniken anfeuern und speziell das Team USA.“

Maria Höfl-Riesch fühlte mit ihrer Ski-Freundin. „Es tut mir sehr leid für Lindsey, das ist echt hart. Ich kann nachempfinden, wie schwer ihr die Absage gefallen sein muss“, ließ sie über ihr Management mitteilen. Höfl-Riesch hatte 2005/06 nach zwei Kreuzbandrissen Olympia und eine WM verpasst.

Statt mit einem - wie von ihren Fans entschieden - Schneeleoparden auf dem Helm im Alpin-Zentrum Rosa Khutor rund 70 Kilometer außerhalb der Küstenstadt am Schwarzen Meer an den Wettkämpfen teilzunehmen, kann Vonn bei den Rennen nur zuschauen. Sie selbst und die gut zahlenden Sponsoren hatten Vonn als das amerikanische Gesicht der Winterspiele betrachtet, nun muss sich insbesondere der TV-Riese NBC für die Vermarktung etwas neues einfallen lassen. Nicht nur sportlich verlangt die Verletzung von der Abfahrts-Weltmeisterin von 2009 einen hohen Preis.

Angefangen hatte die Misere im vergangenen Februar bei den Weltmeisterschaften in Schladming. Gleich im ersten Rennen, dem Super-G, stürzte Vonn schlimm und riss sich ein Kreuzband. Titel gewannen andere. Mit dem gewohnten Ehrgeiz kämpfte sich die viermalige Gesamtweltcupsiegerin zurück, postete Bilder von sich beim Training in sozialen Netzwerken und vermittelte stets das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Dann aber stürzte sie im November im Training in Copper Mountain, noch vor dem Comeback im Weltcup. Alles halb so wild, lies das US-Team mitteilen. Bei den Speedrennen in Lake Louise fuhr sie, wurde nach vorsichtigem Beginn in der Abfahrt im Super-G Fünfte und sah sich auf dem richtigen Weg.

Doch bei der Weltcup-Abfahrt in Val d'Isère kurz vor Weihnachten kam sie nicht mehr ins Ziel. Zwar konnte sich die Amerikanerin noch auf den Skiern halten, sie musste aber mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen im Gesicht abbrechen. Ausgerechnet beim ersten Weltcup-Besuch ihres Freundes, Golfstar Tiger Woods. „Ich bin sehr glücklich, dass er hier ist und mich unterstützen kann“, sagte sie danach.

Ihr Knie? War wieder angeschwollen. Und Vonn berichtete vom wahren Ausmaß der erneuten Verletzung. In einem Interview mit dem ZDF sprach sie vor der Heimreise in die Staaten Klartext. „Mein Kreuzband ist gerissen“, bekannte die 29-Jährige. Auf die Frage, ob das Band nur ein bisschen lädiert sei, antwortete sie: „Nein ganz“. Zunächst sei nur ein Teilriss festgestellt worden. Eine erneute MRT-Untersuchung nach dem Weltcup im Kanada habe den vollständigen Riss gezeigt.

Doch selbst ein Knie mit gerissenem Kreuzband, ACL wie die Amerikaner sagen, sollte Vonn nicht aufhalten. Bis zuletzt verbreitete ihr Team, dass sie womöglich ohne Kreuzband - und ohne weiteren Weltcup-Start - in Sotschi antreten werde. „Es ist ein hohes Risiko, aber ich nehme es auf mich“, hatte Vonn gesagt und mit Blick auf die nächsten Spiele 2018 hinzu gefügt: „Ich bin 29 Jahre und ich bin nicht mehr so jung“.

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