Vonn nimmt neuen Anlauf für Duell gegen Männer

Beaver Creek (dpa) - Geblitzt wird Lindsey Vonn schon auf dem Niveau der Herren. Beim überlegenen Dreifacherfolg von Lake Louise raste der US-Alpinstar in der Abfahrt mit 135,67 km/h durch die Tempomessung - genauso so rasant wie eine Woche zuvor der schnellste Mann, Jan Hudec aus Kanada.

Dank ihrer Überlegenheit in „Lake Lindsey“ startete die viermalige Gesamtweltcupsiegerin direkt nach dem Erfolg im Super-G erneut auch die verbale Werbung für ihren Traum vom Rennen gegen das andere Geschlecht: „Ich denke, dieses Wochenende war der nächste Schritt für mich und ein Beweis, warum ich mit Männern fahren will.“

Auch wenn Vonn den direkten Geschwindigkeitsvergleich wegen unterschiedlicher Pistenpräparierung ablehnte, schwärmten selbst ihre Konkurrentinnen vom Ausnahmekönnen der 28-Jährigen. „Bei ihr passt alles perfekt zusammen“, meinte Maria Höfl-Riesch als Fünfte des Super-G vor dem Heimflug. „Sie fährt einfach wahnsinnig feinfühlig, alle Schwünge auf Zug und nimmt überall Speed mit. Auch wenn sie mal einen Fehler macht - sie weiß einfach, wo sie keine Fehler machen darf, deshalb ist sie so unglaublich schnell.“

Bei den Europa-Rennen, die am Freitag mit der Super-Kombination in St. Moritz starten, will Vonn ihre famose Rekordjagd fortsetzen. In den kanadischen Rocky Mountains sammelte sie bei ihrem 100. Weltcup-Podestplatz auch den 56. Sieg - in der ewigen Bestenliste fehlen ihr damit nur noch sechs Erfolge auf die Österreicherin Annemarie Moser-Pröll. „Es ist sehr schwierig für mich, an diese Rekorde zu denken, weil sie mir so viel bedeuten“, sagte die manchmal bis zur Verbissenheit ehrgeizige Abfahrts-Olympiasiegerin. „Annemarie ist eine Legende. Sie hält die Marke so lange, dass sie als unerreichbar galt.“

Aber nur bis zum Vonn-Zeitalter. Bei den Übersee-Rennen kündigte sie an, nach der überstandenen mysteriösen Darmerkrankung und einem Krankenhausaufenthalt in diesem WM-Winter eventuell auf einige Slaloms und die City-Events in München und Moskau zu verzichten. Dennoch führt der Kampf um die Große Kristallkugel erneut nur über die viermalige Siegerin. „Das Thema Gesamtweltcup wird dieses Jahr sehr, sehr schwierig“, analysierte Höfl-Riesch. Nach einem knappen Fünftel der Saison liegt die Doppel-Olympiasiegerin (319 Punkte) vor Vonn (310) auf Rang zwei, es führt die Slowenin Tina Maze mit 397 Zählern.

Ein Rekordjahr mit erneut annähernd 2000 Punkten ist Vonn angesichts der Schwächen in den technischen Disziplinen zwar kaum zuzutrauen, dennoch ist der Respekt auch im deutschen Team immens. „Im Speed kann ihr keiner das Feld streitig machen“, lobte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. „Das ist halt einfach eine Ausnahmeathletin.“

Deshalb wären wohl auch einige Gegnerinnen nicht unglücklich, sollte der Weltverband FIS einlenken und das Kräftemessen mit Männern offiziell erlauben. „So wären wenigstens drei Plätze auf dem Podium in Lake Louise zu vergeben anstatt zwei“, scherzte der Schweizer Trainer Hans Flatscher.

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