Moser-Pröll eingeholt: Vonns Rekordjagd geht weiter

Zauchensee (dpa) - Lindsey Vonn ist auf der rasanten Jagd nach den letzten noch verbliebenen Ski-Rekorden einfach nicht zu stoppen.

Moser-Pröll eingeholt: Vonns Rekordjagd geht weiter
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An einem Parade-Wochenende in Zauchensee egalisierte die Amerikanerin nicht nur die nächste Bestmarke von Annemarie Moser-Pröll - sogar der absolute Sieg-Rekord von Ingemar Stenmark scheint längst nicht mehr unerreichbar. Nach ihrem Doppelpack in Abfahrt und Super-G trennen die 31-Jährige mit 73 Siegen nur noch 13 vom großen Schweden.

„Ich habe Energie, bin fit, im Kopf und auch körperlich“, verkündete Vonn am Sonntag nach ihrem zweiten Meisterstück im Salzburger Land. Der Wettkampf für die Geschichtsbücher war da schon 24 Stunden alt - als sie nämlich bei ihrem 36. Abfahrt-Sieg den Rekord von Moser-Pröll egalisierte. Die Österreicherin ließ es sich an dem denkwürdigen Ski-Nachmittag nicht nehmen, ihre Rivalin im Kampf um die ewigen Bestenlisten persönlich zu beglückwünschen. Diese war gerührt.

Vonn sprach von einem „perfekten Wochenende“ und einem Start nach Maß ins Jahr 2016. Irgendwann aber schien es fast so, als sei es ihr ein wenig unangenehm, die so geschätzte Moser-Pröll schon wieder eingeholt zu haben. Erst in der Vorsaison hatte der US-Star ja die Spitze im disziplinübergreifenden Ranking an Weltcup-Siegen übernommen und zieht seitdem immer weiter davon. Nun war also auch die Abfahrtswertung fällig - dank ihrer bestechenden Form dürfte Vonn die frühere österreichische Rennfahrerin auch da hinter sich lassen.

„Sie ist die größte Legende im Skisport“, sagte Vonn und erzählte vom kurzen Plausch am Podest, bei dem ihr Moser-Pröll eine „unglaubliche“ Leistung attestiert habe. „Das war die größte Ehre überhaupt für mich“, meinte Vonn und erinnerte an den Januar 2015, als sie in Cortina d'Ampezzo zur erfolgreichsten Weltcup-Starterin der Geschichte avancierte. Dort war Moser-Pröll nicht vor Ort. „Sie ist so nett, ich habe so viel Respekt vor ihr“, sagte Vonn über die fünfmalige Weltmeisterin und Abfahrts-Olympiasiegerin von 1980.

Als Vonn dann darauf hingewiesen wurde, dass inzwischen sie selbst die Nummer eins im ewigen Klassement der Skirennfahrerinnen sei, winkte sie nur ab. „Das kann man so nicht sagen ...“, meinte sie.

Vonns langjährige Gegnerin und Freundin Maria Höfl-Riesch musste schmunzeln, als sie das hörte. „Sie will bescheiden wirken“, meinte die Deutsche, „aber sie hat ja immer betont, dass sie Rekorde brechen will.“ Die frühere Rennläuferin traut Vonn zu, Bestmarken für die Ewigkeit aufzustellen. „Ich glaube, das wird es nicht mehr geben.“

Dabei hatte man das bei Moser-Pröll und auch Stenmark schon gesagt. Und dann kam Vonn. In Zauchensee feierte sie die Erfolge 72 und 73. im Weltcup. Das sind elf mehr, als Moser-Pröll hat. Außerdem stand keine Rennfahrerin so oft auf dem Podium wie sie. Die 26 Erfolge der inzwischen 31-Jährigen im Super-G sind ebenso unerreicht.

Mehr als 15 Jahre nach ihrem ersten Weltcuprennen, damals noch unter ihrem Mädchennamen Lindsey Kildow, ist die Amerikanerin längst der ganz große Star der Branche und trotz etlicher schwerer Verletzungen weiterhin eine Klasse für sich. „Ihre Leistungen, ihre Form über so viele Jahre, das ist schon unglaublich“, lobte Höfl-Riesch.

Olympia 2018 in Pyeongchang ist Vonns letztes großes Ziel, daneben liebäugelt sie immer mal wieder mit einem Start bei den Herren. Herren-Skier fährt die Ausnahmesportlerin ohnehin bereits. Diese dürften sie zu weiteren Erfolgen tragen. Und dann wird vielleicht auch Vonn selbst irgendwann zugeben, die größte Rennfahrerin der Historie zu sein.

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