16 Monate Hoffen & Bangen: Riesch beendet Saison

Berlin (dpa) - Trotz der geplatzten Hoffnung auf ein baldiges Renn-Comeback ist der schwere Schritt für Susanne Riesch am Ende „doch eine Erleichterung“. Knapp 16 Monate nach ihrem Trainingssturz mit schlimmsten Knieverletzungen verschiebt sie die Weltcup-Rückkehr auf die kommende Saison.

„Es ist für mich nicht einfach“, sagt die 25-Jährige der Nachrichtenagentur dpa nach ihrem Entschluss. „Wenn ich sofort mit dem Renntraining anfangen würde, könnte ich es vielleicht zeitlich schaffen, um in dieser Saison noch ein oder zwei Weltcuprennen zu bestreiten. Aber das würde mir nichts bringen. Auf jeden Fall ist es zeitlich nicht mehr machbar, die WM-Quali zu schaffen.“ Kreuzband- und Meniskusriss im linken Knie sowie eine Fraktur des Schienbeinkopfes lautete die Schreckensdiagnose im September 2011. Operationen, Rückschläge, Sorgen, nach einer komplett gestrichenen Saison 2011/12 aber auch wieder neue Zuversicht folgen.

Am 7. November vergangenen Jahres steht das deutsche Technik-Ass das erste Mal wieder auf Ski, tastet sich auf dem Söldener Gletscher nach 420 Tagen ohne Training auf Schnee langsam zurück. „Da war ein bisschen Respekt und sicher auch etwas Angst dabei. Das ist aber von Fahrt zu Fahrt besser geworden“, berichtet sie von dem „komischen Gefühl“. Als sich die zweimalige Weltcup-Podestfahrerin 2005 das linke Kreuzband gerissen hatte, war sie sechs Monate später zurück. Dieses Mal kann sie nach einem halben Jahr noch nicht einmal wieder richtig laufen.

Aufstehen, Reha-Training, Physiotherapie, Essen, wieder Training - lange Wochen quält sich Riesch im immer selben Tagesrhythmus von acht bis 17, 18 Uhr. Dennoch muss sie Geduld aufbringen, mehrere eingeplante Termine für einen Neustart verschieben. „Es ist nicht gerade leicht. Wenn man sich bestimmte Ziele setzt und diese nicht erreicht, ist das schon ein ziemlicher Rückschlag. Aber das muss man dann schnell abhaken und nach vorn schauen.“

Bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt am Rande einer Weltcup- Piste im vergangenen März beim Saison-Finale in Schladming wirkte Riesch niedergeschlagen, mied diese Saison den Rummel ganz. Die ewig gleiche Frage nach dem eigenen Wohlbefinden - „auf Dauer ein bisschen nervig“.

Mentalen Halt findet Susanne Riesch bei ihrem Umfeld, den Physios, Trainern und ihrer Schwester. „Ich versuche immer, dass ich ihr gut zurede und sie aufbaue. Aber ich glaube, sie kann es schon nicht mehr hören“, berichtet Maria Höfl-Riesch von „sehr vielen“ Telefonaten. „Ich unterstütze sie, so gut ich es kann. Aber sie muss sich da selber durchbeißen, vor allem stark bleiben, weil es natürlich mühsam nach der langen Zeit wird.“

So mühsam, dass bei Susanne Riesch manchmal Überlegungen an einen Plan B aufkommen. „Aber bei mir ist es so, dass ich mir nur hundertprozentig Gedanken über eine berufliche Alternative machen kann, wenn das Skifahren tatsächlich nicht mehr geht. Nur ein eventuell oder vielleicht reicht dafür nicht“, sagt die Partenkirchenerin.

Inzwischen gehen die Schritte in die richtige Richtung, sagt Damen-Cheftrainer Thomas Stauffer. „Aber die Schritte sind halt klein.“ Im April will Riesch wieder so fit sein, dass sie das normale Vorbereitungsprogramm mit dem deutschen Damen-Team absolvieren kann. „Wir gehen davon aus, dass sie im Frühjahr wieder normal ins Training einsteigen kann, aber garantieren kann das keiner“, sagt Alpin-Direktor Wolfgang Maier. „Durch die Schwere der Verletzung ist es brutal schwierig eine Prognose zu stellen.“

Trümmerbruch im Schienbeinkopf - Maier überlegt kurz, welche Athleten jemals nach dieser Verletzung zurückgekommen sind. „Im Moment fällt mir da gar keiner ein.“ Den Traum von Olympia 2014 in Sotschi hat Susanne Riesch selbst aber noch längst nicht aufgegeben.

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