Skeleton-Pilotin Huber mit Ducati im PS-Rausch

Leipzig (dpa) - Jung, dynamisch und verrückt nach Tempo: Anja Huber liebt den Rausch der Geschwindigkeiten. Die Olympia-Dritte im Skeleton lebt ihren Spleen aber nicht nur im Winter auf den eisigen Pisten dieser Welt aus.

Im Sommer stieg die 27-jährige Berchtesgadenerin auf eine Ducati 848 um - die Einstiegsdroge in die Welt der Superbikes. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, sagte Huber und betonte: „Bis jetzt war immer die Mama dagegen. Nach Olympia konnte ich mich aber nicht mehr zurückhalten.“

Die Begeisterung hielt sich bei den besorgten Eltern und auch beim Heimtrainer Raimund Bethge in Grenzen. „Aber alle wissen, dass ich mich auf der Straße nicht auslebe. Abends bei schönem Wetter eine Runde in den Bergen drehen, am liebsten mit meiner besten Freundin Bettina, das ist ein Traum“, offenbarte die Weltmeisterin von 2008, die sich bei den Olympischen Winterspielen in Whistler schon Gedanken über ihr Punktekonto in Flensburg machen musste. „Ich wurde geblitzt. Der Fleppen wird wohl weg sein. Vielleicht hat aber jemand Mitleid mit mir und meinem Geschwindigkeitswahn“, witzelte „Speed-Junkie“ Huber damals. Jetzt kann sie darüber lachen: „Da kam nie was an“, meinte sie und klopfte aufs Holz.

Die gelernte Sportmanagerin hat eine besondere Beziehung zur Geschwindigkeit. „Sie spielt bei mir eine große Rolle. Dennoch bin ich mir der Gefahr bewusst. Es ist einfach anders als auf der Bahn. Auf der Bahn bin nur ich, auf der Straße habe ich noch Verkehrsteilnehmer, die leider ab und zu unaufmerksam sind.“ Angst hat sie keine. „Aber definitiv Respekt. Auf dem Bike ist es Spaß, den Adrenalin-Kick hole ich mir beim Skeletonfahren“, sagte Huber, die ihre Ducati noch nie ausgefahren hat: „Das werde ich, wenn ich mal die Chance bekomme, auf einer Rennstrecke machen.“

Auf der Piste - allerdings der Eisbahn - fühlt sie sich pudelwohl. Schon auf den ersten 50 Metern gehört die spurtschnelle Bayerin zu den Weltbesten. Sie hat auch nie den Wechsel vom Rodeln zum Skeleton bereut. „Vieles, was ich bei Norbert Loch gelernt habe, kann ich jetzt im Skeleton anwenden“, sagte sie, „im Rodeln hätte ich keine Chance gehabt gegen Tatjana Hüfner und Co. Skeleton macht mir mehr Spaß, weil es durch den Start dynamischer ist und man die Geschwindigkeit mehr spürt. Kopfüber so knapp über dem Eis mit über 140 Stundenkilometer durch den Eiskanal zu rauschen, ist Adrenalin pur.“

Neben Skeleton und PS-starken Maschinen hat Anja Huber noch eine andere Leidenschaft: Tattoos. Insgesamt hat sie schon vier auf ihrem durchtrainierten Körper. „Mein erstes habe ich mir mit 18 stechen lassen“, erzählte sie, „dann nach und nach immer wieder eins. Das Letzte kam vergangenes Jahr dazu: mein Olympia-Tattoo.“ Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Obwohl die Saison mit Platz drei zum Auftakt und dem Sieg in Calgary glänzend begann, vermisst Huber ihre Dauer-Konkurrentin Kerstin Szymkowiak, die nach Olympia-Silber zurücktrat. „Sie fehlt mir als Zimmerkollegin und als Konkurrenz. Es war eine tolle Zeit mit ihr“, meinte Huber, die bei Olympia mit ihr das „schnellste Frauen- Zimmer“ war. Und dass sie die Schnellste bleibt, dafür sorgt der ehemalige Bob- und Skeleton-Cheftrainer Bethge, der sie trotz Ruhestands im Athletikbereich weiter trainiert.

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