Rückschlag für Pechstein: BMI streicht Förderung

Berlin (dpa) - Heftiger Rückschlag für Claudia Pechstein: Einen Tag vor Ablauf ihrer Zweijahressperre hat ihr das Bundesinnenministerium die Förderung gestrichen und sie aus der Sportfördergruppe der Bundespolizei verbannt.

Wie BMI-Staatssekretär Christoph Bergner in Berlin erläuterte, soll die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin nun künftig ihren Dienst als Vollzugsbeamte der Bundespolizei antreten. Dies dürfte von Pechstein als indirekte Aufforderung gewertet werden, ihren Dienst bei ihrem Arbeitgeber zu quittieren. Als Begründung gab das Ministerium an, dass Pechstein keine Chance mehr auf eine Teilnahme an Olympischen Spielen habe und zudem die Plätze in der Fördergruppe jüngeren Athleten vorbehalten seien.

Wie Bergner erläuterte, steht es Pechstein nun frei, über ein Teilzeit-Arbeitsverhältnis weiter dem Leistungssport nachzugehen. „Sie wird aber keinesfalls anders behandelt als alle anderen Vollzugsbeamten der Bundespolizei“, sagte der Staatssekretär.

Pechstein wollte sich zu dem erneuten Dämpfer nicht äußern. „Sie gibt zu dienstrechtlichen Frage keine Statements ab und will sich ganz auf den Sport konzentrieren“, reagierte ihr Manager Ralf Grengel. Es wird aber erwartet, dass sich die Berlinerin am 8. Februar auf einer Pressekonferenz erklären wird.

Durch einen Arzt der Bundespolizei war sie nach einem Nervenzusammenbruch im September krankgeschrieben worden, hatte aber „als Therapie“ weiter trainiert. Ihre Abwesenheit vom Dienst durch Wechsel von Krankschreibungen und Urlaubsanträgen hatte Minister Thomas de Maiziere schon vor Monaten als „nicht stilbildend“ gerügt und ihr den Abschied vom Sport nahegelegt.

Ungeachtet der neuen Fragezeichen hinter ihrer beruflichen Zukunft wird Pechstein am 12. Februar in Erfurt erstmals seit 14 Monaten wieder zu einem Wettkampf antreten. „Es wäre mein größter Sieg, wenn ich mich für die Weltmeisterschaft in Inzell qualifizieren könnte und wieder gegen die Besten der Welt laufen darf“, hatte sie vor ihrem Comeback nach der Sperre wegen erhöhter Retikulozytenwerte verkündet.

Da sie im laufenden Weltcup keine Punkte sammeln konnte, ist sie nun darauf angewiesen, in Salt Lake City einen der acht über das Zeit- Ranking vergebenen WM-Plätze über 5000 Meter zu ergattern.

Wie schwer diese Aufgabe am 18. Februar im Utah Olympic Oval wird, verriet ihr Trainer Joachim Franke. „Sie muss auf der schnellen Bahn unter sieben Minuten laufen. Und das in der B-Gruppe. Und vielleicht sogar ohne Gegnerin im ersten Rennen“, sagte Franke. Dennoch ist der 70-Jährige zuversichtlich, dass sie die Hürde meistert. Pechstein hatte Franke aus dem Ruhestand heraus wieder aktiviert, weil sie nicht in der Trainingsgruppe des Verbandes trainieren durfte.

Inzwischen ist sie bei Tests nahe an ihre Zeiten vom Olympia-Jahr 2002 herangekommen. „Sie hat eine gute Ausgangsposition und muss ihr Niveau jetzt aber auf die Hochgeschwindigkeitsbahn transformieren“, sagte Franke. Salt Lake ist der zweite, aber wohl schwierigere Schritt. Zuvor muss Pechstein in Erfurt die Norm des Weltverbandes ISU für den Start in Utah knacken. Kaum jemand zweifelt, dass die 4:15 Minuten über 3000 Meter eine lösbare Aufgabe sind.

Während ihr die ISU-Funktionäre nach den juristischen Attacken und medialen Inszenierungen der vergangenen Monate wohl mit Skepsis gegenübertreten werden, sehen die Verantwortlichen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) der Rückkehr Pechsteins mit großer Zuversicht entgegen. „Claudia in Normalform wäre auf jeden Fall eine Verstärkung“, meinte Teamchef Helge Jasch.

Auch Cheftrainer Markus Eicher ließ keinen Zweifel daran, dass Pechstein für ihn eine neue Besetzungs-Variante für die Teamverfolgung bei der WM in Inzell wäre. „Wir betreiben Leistungssport. Und wer Leistung bringt, ist dabei. Ohne Wenn und Aber“, sagte der Inzeller.

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