Rodler emotional vor Saisonfinale in Sotschi

Sotschi (dpa) - Der Druck ist raus, die Gesamtwertung entschieden - und doch haben die deutschen Rodler vor den letzten Saisonrennen ein Kribbeln im Bauch.

Rodler emotional vor Saisonfinale in Sotschi
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Beim Weltcup in Sotschi erleben Felix Loch, Natalie Geisenberger und Co. ein emotionales Déjà-vu ihres Olympia-Triumphs von 2014. „Der Landeanflug, die Bahn wieder zu sehen, die erste Fahrt, im Auslauf zu stehen“, zählt Geisenberger auf, „das sind schon tolle Momente mit Wahnsinns-Erinnerungen, die auf einmal wieder sehr präsent sind.“ Weil ihr souveräner Sieg in der Gesamtwertung schon feststeht, kann die Weltmeisterin genau wie Loch den Weltcup-Abschluss und die EM in Russland einfach nur genießen.

Bei den Doppelsitzern ist der Kristallpokal noch nicht fix vergeben. Angesichts von 70 Punkten Vorsprung müssten Toni Eggert und Sascha Benecken am Samstag aber schon grob patzen und die Top Zwölf verpassen, um noch von Tobias Wendl/Tobias Arlt abgefangen zu werden. „Auf Sicherheit zu fahren, wäre hier eigentlich nur logisch, ist aber mit über 130 km/h nicht so leicht“, sagt Benecken. „Deshalb ist letztlich wohl auch Angriff die beste Verteidigung.“

Das Thüringer Duo steht vor seinem ersten Coup im Gesamtweltcup, dem größten Erfolg der Karriere und der Entschädigung für die verpatzten Rennen 2014 bei Olympia und der WM zuletzt in Sigulda. Mit bislang sechs Saisonsiegen und fünf zweiten Plätzen sei die Saison „für uns schon jetzt die erfolgreichste überhaupt, unabhängig, was am Samstag passiert“, betont Benecken. Aber was soll denn noch passieren, wenn selbst die einzig verbliebenen Verfolger schon aufgesteckt haben?

„Wir haben eigentlich keine Hoffnung mehr, dass wir die beiden dieses Jahr im Gesamtweltcup noch schlagen können“, räumt Olympiasieger Wendl ein, „70 Punkte kann man in einem Rennen eigentlich nicht aufholen.“ Teamkollege Arlt erinnert, dass die Läufe in Krasnaja Poljana oberhalb von Sotschi auch als Europameisterschaft gewertet werden und meint angriffslustig: „Den Titel haben wir noch nicht.“

Mit Olympia-Gold ist der freilich nicht zu vergleichen, und deshalb wird die Woche überstrahlt von Erinnerungen an den Vierfach-Triumph der Schlitten-Asse vor einem Jahr. „Wir genießen hier jeden Meter auf der Bahn“, sagt Wendl, „es macht wahnsinnig Spaß, hier zu rodeln.“

Auch Loch hat vor seinen Einzelläufen am Sonntag und der Staffel (12.45 Uhr/MEZ) die Emotionen von 2014 vor Augen. „Wenn man sich an das Einzelrennen oder Teamrennen mit den Tobis und der Natalie erinnert, hat man sofort die Bilder im Kopf“, erzählt er.

In Erinnerungen schwelgen und die Rennen herschenken wollen Loch und Geisenberger, die am Samstag an der Reihe ist, natürlich nicht. Für die beiden geht es auch darum, die erstarkten Russen nach deren jüngsten Erfolgen in die Schranken zu weisen. Die Rodler um Überraschungs-Weltmeister Semjon Pawlitschenko und der WM-Zweiten Tatjana Iwanowa hatten den Weltcup am vorigen Wochenende in Altenberg geschwänzt, um sich auf ihrer Heimbahn vorzubereiten. „Das motiviert mich schon noch mal mehr“, sagt Geisenberger.

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