Hüfner hofft auf Rückenwind für Olympia

Königssee (dpa) - Erst als das Ticket für Sotschi endgültig unter Dach und Fach war, gab Tatjana Hüfner einen tiefen Einblick in ihre Leidenszeit.

„Die erste Saisonhälfte war sehr schwierig. Ein ums andere Mal stand die komplette Olympia-Saison auf der Kippe. Es war teilweise richtig schlimm“, sagt die Rodel-Olympiasiegerin im Rückblick auf ihre Rückenprobleme im Vorfeld des Olympia-Winters. Doch die 30-Jährige biss sich durch - und kann nun im Februar in Sotschi ihre dritten Winterspiele angehen. „Dies ein drittes Mal zu erleben, ist einfach nur geil, einfach nur cool.“

Vor fast acht Jahren ging Hüfners Stern 2006 bei den Winterspielen in Turin auf. Hinter Sylke Otto und Silke Kraushaar fuhr sie zu Olympia-Bronze. Es war der Startschuss für einen unglaublichen Siegeszug: Vier Weltmeister-Titel holte Hüfner seit 2007, fünf Mal gewann sie den Gesamt-Weltcup. 2010 folgt der ganz große Coup mit dem Olympia-Gold in Vancouver. „Ich habe Jahre darauf hingearbeitet, endlich ganz oben zu stehen“, sagt Hüfner nach ihrem Triumph.

Doch seit dem vergangenen Winter läuft es nicht mehr rund. Immer wieder setzen Rückenprobleme der Athletin aus Friedrichroda zu - und zeigen Wirkung. „Man fängt an, ständig ganz genau auf den Körper zu achten. Und dann ist man einfach nicht mehr so frei, wie man sein sollte. Rodeln ist eine sensible Sportart“, erklärt Hüfner.

Plötzlich muss die Perfektionistin anderen beim Jubeln zuschauen. Im Februar 2013 verpasst Hüfner bei der WM auf ihrer Gold-Bahn in Vancouver den fünften Titel, erstmals steht Teamkollegin Natalie Geisenberger ganz oben. Auch im Vorfeld von Olympia geht es so weiter: Erneut hat sie Rückenprobleme. Hüfner konsultiert einen Arzt nach dem anderen, lässt weite Teile der Vorbereitung aus.

Und immer größer werden auch die Selbstzweifel. „Es war eine einzige Berg- und Talfahrt. Teilweise habe ich gedacht, es muss ein mittleres Wunder passieren“, sagt Hüfner mit Blick auf die Qualifikation für Sotschi. Doch die 30-Jährige lässt nicht locker, und sichert sich erneut das Olympia-Ticket. Im starken deutschen Team ist dies wahrlich keine Selbstverständlichkeit.

„Sie hat von mir das 100-prozentige Vertrauen“, sagt Bundestrainer Norbert Loch. Loch weiß, dass Hüfner nach dem schwierigen Saisonstart längst nicht all ihre athletischen und fahrerischen Möglichkeiten ausgereizt hat. „Im Moment ist sie bei 85 Prozent.“ Dies sieht Hüfner, die sich kurz vor Weihnachten in Abwesenheit von Geisenberger den deutschen Meistertitel sichern konnte, ähnlich: „Es ist noch Luft nach oben. Deutlich Luft nach oben.“

Vier Weltcups stehen noch im Vorfeld von Olympia an. Im Endspurt auf Sotschi geht es für die 30-Jährige nun darum, weiter an Stabilität zu gewinnen - möglichst schon am Samstag am Königssee. Und dann hat Hüfner ja noch die Erinnerung an den größten sportlichen Lichtblick 2013: Im Februar gewann sie die Olympia-Generalprobe in Sotschi. „Das war eine Wohltat für die Seele“, gesteht Hüfner.

Überhaupt Sotschi. „Auf der Bahn geht mir irgendwie das Herz auf“, sagt Hüfner. Was danach kommt? Das steht für die 30-Jährige in den Sternen. „Ich werde mir erst mit einigem Abstand zu den Winterspielen Gedanken über meine sportliche Zukunft machen“, erklärt die Olympiasiegerin. „Für mich zählt jetzt erst einmal nur Olympia.“

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