Geisenberger und Wendl/Arlt holen Gold bei Rodel-WM

Sigulda (dpa) - Dieser Coup verblüffte sogar den erfolgsverwöhnten Bundestrainer: Zwölf Monate nach ihrem Olympiasieg hat Natalie Geisenberger auch bei der Rodel-WM in Sigulda die Konkurrenz deklassiert und ihren zweiten Titel nach 2013 gefeiert.

Geisenberger und Wendl/Arlt holen Gold bei Rodel-WM
Foto: dpa

Dank zweier souveräner Läufe verwies die derzeit weltbeste Athletin die Russin Tatjana Iwanowa und Teamkollegin Tatjana Hüfner auf die Plätze und sorgte nach dem Doppelsitzer-Triumph von Tobias Wendl und Tobias Arlt für einen perfekten deutschen Auftakt in Lettland. „Das ist natürlich ein geiler Tag!“, sagte die Miesbacherin.

Bundestrainer Norbert Loch kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Wie man so cool sein und so abgebrüht fahren kann - da kann ich nur den Hut ziehen“, sagte der Coach in der ARD. „So stabil habe ich das seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Am ersten WM-Tag konnte Loch im Ziel gleich zweimal jubelnd zur Bahn stürmen und seine Gold-Sportler abklatschen. Am Sonntag sollen Felix Loch und die Teamstaffel für die WM-Titel drei und vier sorgen.

Auf der anspruchsvollen Bahn machte Geisenberger die wenigsten Fehler aller Fahrerinnen und verteidigte ihren WM-Titel von 2013. „Es ist schön, dass ich zeigen konnte, dass das damals keine Eintagesfliege war“, sagte die Olympiasiegerin von Sotschi. Im ewigen WM-Ranking kletterte die 27-Jährige mit nun zwei Goldmedaillen, vier Silbermedaillen und einer Bronzeplakette auf den fünften Platz.

Spitzenreiterin der Statistik bleibt Hüfner, die in Sigulda ihre sechste WM-Medaille bejubelte: Nach viermal Gold und einmal Silber kam erstmals auch Bronze dazu. „Wenn man sieht, wie die Saison verlaufen ist, bin ich mit der Medaille sehr zufrieden“, resümierte die 31-Jährige, die vor dem Zielhaus Tränen in den Augen hatte. Mit einer Botschaft auf einem T-Shirt grüßte die Oberhoferin ihren langjährigen Mechaniker Wolfgang Scholz, der nach 18 Jahren seinen letzten Wettkampf absolvierte. „Meine Erfolge sind auch deine Erfolge“, stand auf dem Leibchen, das Hüfner im Ziel überstreifte.

Vor den Frauen hatten die Doppelsitzer für Jubel im deutschen Team gesorgt: Wendl/Arlt ließen Peter Penz/Georg Fischler aus Österreich sowie die Südtiroler Christian Oberstolz/Patrick Gruber hinter sich.

„Es ist einfach sensationell“, sagte Arlt. „Wir haben uns im Weltcup immer weiter gesteigert, und das ist die Belohnung“, meinte Wendl, der seit Tagen von einer schmerzhaften Nackenblessur geplagt wurde und auch im Ziel von Sigulda den Kopf kaum drehen konnte. „Im vorletzten Training dachte ich noch, es geht gar nicht“, berichtete er, „aber dann hat mir der Doktor noch eine Spritze reingejagt.“ Partner Arlt scherzte: „Er ist eben ein bisschen ein Weicher.“

Wie Geisenberger verteidigten die Bayern ihren WM-Titel von 2013 und feierten nach Olympia-Gold 2014 auch diesmal den wichtigsten Sieg des Winters. Die Teamkollegen Toni Eggert und Sascha Benecken erlebten dagegen ihre größte Pleite der Saison. Als Viertplatzierte verzogen sich die Thüringer mit leerem Blick. „Wir hatten den schnellsten Schlitten im Feld und haben es verschenkt. Wenn man die ganze Saison nie schlechter als Zweiter ist, und dann Vierter wird, ist das schon sehr schmerzhaft“, sagte Benecken an seinem 25. Geburtstag.

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