Pluschenko schindet sich für zweites Olympia-Gold

Zagreb (dpa) - Die zweite olympische Goldmedaille würde Jewgeni Pluschenko für immer zu einem Helden machen. Für seine ambitionierte Frau Jana und seinen gerade geborenen Sohn Alexander, vor allem aber für Wladimir Putin.

Russlands sportbegeisterter Präsident will im Februar 2014 in Sotschi mit einer erfolgreichen Heimmannschaft protzen. „Putins Glamourboy“ („Der Spiegel“) gehört zu den Gesichtern, mit denen Russland vor den Winterspielen am schwarzen Meer wirbt. Dafür schindet sich der Eiskunstlauf-Star und ignoriert die deutlichen Signale seines Körpers.

„Ich habe schon zehn Operationen hinter mir“, erzählt Pluschenko über Eingriffe an Knie und Rücken, „im Kopf fühle ich mich wie 18, aber mein Körper ist manchmal wie 85. Sonst würde ich sogar noch die fünften Olympischen Spiele machen“. Drei olympische Medaillen, davon einmal Gold, dreimal Weltmeister und siebenmal Europameister, all das ist ihm noch nicht gut genug. „Im Wettkampf habe ich andere Gefühle als in Shows, die Atmosphäre ist besonders“, beschreibt der St. Petersburger den Reiz der Herausforderung und das Überwinden der Schmerzgrenze.

Zuletzt unterzog er sich im November in München unter Vollnarkose einer Thermo-Behandlung wegen eines Bandscheibenvorfalls. Die Grand-Prix-Serie ließ er sausen, einzig die nationalen Meisterschaften bestritt er. Er sammelte Titel Nummer zehn ein - für die russische Traditionssportart ein Armutszeugnis, aber die jüngeren tun sich schwer. Wegen der Rückenschmerzen erwog Pluschenko nun sogar einen Startverzicht bei den Europameisterschaften in Zagreb. Doch beim Training wirkt er so austrainiert wie selten und scheint sogar ausdrucksstärker geworden zu sein. Am Mittwoch brach er die Einheit nach zwei Stürzen allerdings zehn Minuten vor dem regulären Ende ab.

„Die Shows haben ihm gut getan, Schenja ist nun reifer geworden“, erklärt Startrainer Alexej Mischin, der ihn von klein auf betreut und beim Kosenamen nennt. Pluschenko hat eine ganze Mannschaft, die ihn begleitet und an der Bande auf jede Bewegung achtet: Sein langjähriger Choreograph und der Fitnesstrainer weichen keinen Schritt von seiner Seite.

Ein perfekt auf ihn abgestimmtes Wochenprogramm und eine kleine Entourage hat inzwischen auch Peter Liebers aus Berlin. Erstmals begleitet den 23-Jährigen auch ein Psychologe, der ihm vor und während des Wettkampfes im Dom Sportova Tipps geben wird. „Die beiden verstehen sich bestens, das entlastet mich sehr“, sagt Trainerin Viola Striegler.

Sein internationales Debüt gab der Student bei der EM vor vier Jahren am selben Ort, Platz 13 und erstmals ein vierfacher Toeloop im Wettbewerb waren damals ein guter Einstieg. Nun soll es mehr werden: Liebers will in die Top Ten. Steht er die dreifachen Axel und zwei vierfache Toeloops in Kurzprogramm und Kür, sollte das kein Problem sein.

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