Pechstein will Sonder-Genehmigung: ISU in Zugzwang

Berlin (dpa) - Vier Wochen vor ihrem Comeback setzt Claudia Pechstein den Weltverband ISU unter Druck: Die für zwei Jahre gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin hat bei der ISU einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung wegen ihrer schwankenden Blutwerte gestellt.

„Es gibt jetzt diese Möglichkeit, und ich habe davon gerne Gebrauch gemacht“, erklärte die Berlinerin in der TV-Talkshow „Riverboat“ des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Im Dezember hatte die ISU das Communiqué 1662 veröffentlicht, in dem als Konsequenz aus dem „Fall Pechstein“ Ausnahmegenehmigungen nun nicht nur bei erhöhten Hämoglobin-Werten, sondern bei allen Blutparametern möglich sind. Dazu muss sich der Athlet aber einer mehrwöchigen Testphase unterziehen. Auch Schutzsperren wegen auffälliger Werte sind ab sofort möglich.

Pechstein will mit der Sondergenehmigung der Möglichkeit vorbeugen, nach ihrem Comeback sofort wieder durch die ISU gesperrt zu werden. „Ich appelliere an die ISU, mir die Genehmigung zu erteilen“, sagte Pechstein, die fest davon ausgeht, dass bei Kontrollen erneut hohe Werte bei Retikulozyten, den Vorläufern der roten Blutkörperchen, gemessen werden könnten. „Ich weiß, dass es viele andere gibt, die die gleichen Werte wie ich oder sogar höhere haben und ganz normal starten dürfen“, meinte sie.

Damit muss der Weltverband nun Farbe bekennen: Entweder man erteilt ihr zum Ablauf der Sperre die Genehmigung, dann würde der Verband einräumen, dass die Athletin zu Unrecht gesperrt worden war. Oder man verweigert ihr das Papier. Für diesen Fall kündigte die 38- jährige Berlinerin an, dass sie sich erneut an den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wenden werde. Dort würde sie dann alle Erkenntnisse der Hämatologen vorlegen, die ihr eine Blutanomalie bestätigt hatten. Jene waren beim CAS-Verfahren am 25. November 2009 noch nicht verfügbar, der CAS hatte ihre Sperre bestätigt.

Ihr Manager Ralf Grengel bestätigte am Sonntag, dass sich Pechstein ab der kommenden Woche einer zweiwöchigen Testphase in einem akkreditierten Labor unterziehen wird. Davon betroffen ist auch ihr Vater, der ihr die Anomalie nach Erkenntnissen der Blutexperten vererbt hatte. Diese Unterlagen gehen dann der ISU zu. „Die Zeit drängt, wir müssen bis zu ihrem ersten Start Klarheit haben“, sagte Grengel. „Aber wir gehen davon aus, dass alle Unterlagen, die uns nach den vielen Untersuchungen der letzten Monate vorliegen, ohnehin schon substanzieller sind als das Screening.“

Pechstein wird am 12. Februar in Erfurt ihr Comeback über 1500 und 3000 Meter geben, um die ISU-Normen für den Weltcup vom 18. bis 20. Februar in Salt Lake City zu schaffen. Dort bestünde für sie die Möglichkeit, sich für die Weltmeisterschaften in Inzell im März zu qualifizieren.

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