Pechstein traurig vor WM-Auftakt: „wirklich sehr bitter“

Kolomna (dpa) - Claudia Pechstein ist frustriert. „Da bereitet man die ganze Saison das große Ziel vor, ist heiß auf den Höhepunkt - und dann so was“, sagt sie mit krächzender Stimme und fügt traurig hinzu: „Aber was soll ich machen?

Pechstein traurig vor WM-Auftakt: „wirklich sehr bitter“
Foto: dpa

Es ist wirklich sehr bitter.“

Immer wieder muss die 43-Jährige husten, seit knapp zwei Wochen ist sie von einer hartnäckigen Erkältung geplagt. Das große Ziel sind die Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften in Kolomna, die am 11. Februar mit dem 3000-Meter-Rennen beginnen.

Am Tag vor dem WM-Auftakt steht noch immer ein dickes Fragezeichen hinter der Teilnahme der deutschen Rekord-Olympionikin. „Ich werde nur dann an den Start gehen, wenn ich das Gefühl habe, dass es auch wirklich Sinn macht“, meinte die Langstrecken-Spezialistin. Gerade mal eine Stunde hatte sie in den drei Tagen vor der Abreise auf dem Eis gestanden. An eine intensive WM-Vorbereitung war nicht zu denken. Dennoch nahm sie die Maschine Richtung Moskau.

Denn Pechstein ist ein Kämpferin. Sie ist die einzige noch aktive Eisschnellläuferin, die schon bei der WM-Premiere 1996 in Hamar auf dem Eis stand. Damals holte sie den Titel über 5000 Meter und zwei Silbermedaillen. Keinen der folgenden 15 Titelkämpfe hat sie freiwillig versäumt und stets zumindest einmal Edelmetall mit nach Berlin gebracht. Nur 2009 durfte sie aufgrund ihrer Sperre wegen erhöhter Blutwerte nicht dabei sein. Das wurmt sie noch immer.

Viele Hämatologen haben eine vom Vater geerbte Blutanomalie als Grund für die Werte nachgewiesen. Der Eislauf-Weltverband ISU hält an seinem per „indirektem Beweis“ gefällten Urteil von vor sieben Jahren fest. Am 8. März prozessiert Pechstein daher gegen den Verband nun vor dem Bundesgerichtshof - in der mittlerweile siebten Instanz. Sie hofft vor dem höchsten deutsche Zivilgericht auf die Chance, doch noch ihr Recht zu bekommen.

Doch jetzt rückt erst einmal Kolomna in ihren Fokus. Das Eis mache einen guten Eindruck, teilte sie nach den ersten Schritten in der Arena mit. „Russische Bahnen finde ich generell ganz gut. Sie sind für gute Qualität bekannt“, sagte die Berlinerin. „Aber ich habe keine Illusionen. Ich denke nicht nach über Chancen, Medaillen oder die Fortsetzung irgendwelcher Serien“, beklagte sie angesichts mangelhafter Vorbereitung. „Es ist wirklich ärgerlich: Wer Claudia bei den Meisterschaften in Berlin gesehen hat, der weiß, dass sie in dieser Form über 5000 Meter definitiv eine Chance auf WM-Bronze gehabt hätte“, bedauerte ihr Manager Ralf Grengel.

29 Medaillen hat Pechstein in den vergangenen 20 Jahren allein bei Einzelstrecken-Titelkämpfen gesammelt. Die Nummer 30 wäre eine Sensation, vorausgesetzt, die älteste Läuferin der WM-Geschichte kann überhaupt an den Start gehen. „Eigentlich müsste ich in meinem Alter in jedem Rennen Letzte werden. Insofern ist jeder Platz, der besser ist, schon ein Erfolg“, sagte sie. Denn ihr eigener Anspruch sind nicht hintere Ränge, sondern ist die Weltspitze. „Aber alles was wäre wenn ist nur Spekulation und bringt mich nicht weiter.“

Die internationalen Medaillen von Claudia Pechstein:

60 internationale Plaketten gewann die fünfmalige Olympiasiegerin bereits, allein 29 bei den seit 1996 ausgetragenen Weltmeisterschaften über die einzelnen Distanzen. Die Nummer 30 wäre eine Sensation.

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