Nur noch winzige Chance auf Teamstart in Sotschi

Berlin (dpa) - Alles oder Nichts, Eis-Wunder oder Blamage vor heimischer Kulisse. Trotz nur noch minimaler Chancen wollen die deutschen Eisschnellläuferinnen am Wochenende beim Weltcup in Berlin den letzten Strohhalm für einen olympischen Team-Start in Sotschi doch noch ergreifen.

„Wir haben nur noch eine winzige Chance. Ein Sieg gegen die starken Niederländerinnen scheint doch ziemlich aussichtslos. Aber wir werden alles versuchen“, meinte Claudia Pechstein, fügte aber gleich hinzu: „Natürlich konzentriere ich mich zunächst auf meine Einzelstrecken.“

Die Chance auf einen der acht Olympia-Plätze ist nach zwei verpatzten Rennen in der Team-Verfolgung von Calgary und Salt Lake City mit jeweils Platz elf tatsächlich verschwindend gering. Nur Platz eins oder zwei in Berlin in der Sechs-Runden-Hatz ließe dem derzeit auf dem letzten Weltcup-Rang platzierten Team noch ein Fünkchen Hoffnung.

„Wie soll das gehen, wenn man nie zusammen trainiert?“, kritisierte Monique Angermüller erneut die Situation. Die Berliner Mittelstrecklerin soll den zuletzt stotternden Bummelzug von Anbeginn auf Hochtouren bringen. Neben Pechstein wird voraussichtlich die Dresdnerin Jennifer Bay laufen, die aber am vergangenen Wochenende in Astana über 5000 Meter genauso enttäuschte wie Bente Kraus. Daher gab es unter den Trainern durchaus hitzige Debatten um die Aufstellung, zumal auch Mittelstrecklerin Gaby Hischbichler als Option infrage kam.

„So lange noch eine Möglichkeit besteht, werden wir kämpfen. Wir haben nichts mehr zu verlieren“, sagte Cheftrainer Markus Eicher und kündigte „volles Risiko“ vom Start weg an. Bei den beiden vorangegangenen Rennen hatten die Deutschen schon mit zu geringem Anfangstempo ihre Chancen verspielt.

Definitiv nicht im Team laufen wird Stephanie Beckert, die vor vier Jahren das deutsche Trio noch zum Olympia-Gold in Vancouver zog. „Ich finde es schade, dass ich keine Chance bekommen habe. Aber ich kann es nicht ändern, wenn man mich nicht laufen lässt. Nun scheint die Hoffnung auf einen Team-Start dahin“, bedauerte die Erfurterin, die in dieser Saison bisher nie zu gewohnter Form fand. Mit dem Schwung der endlich geschafften Olympia-Norm über 5000 Meter will die Erfurterin nun in Berlin über 3000 Meter Fortschritte nachweisen. „Ein Sieg in der B-Gruppe wäre super“, sagte die 25-Jährige.

Besser ist die Ausgangsposition für das Herren-Trio, das aufgrund seiner guten Zeit am Großen Salzsee von Utah einen der beiden über das Time-Ranking vergebenen Olympia-Tickets beansprucht. Dennoch warnte Stephanies Bruder Patrick Beckert vor Selbstsicherheit. „Wir müssen noch einmal alles geben, damit wir da nicht rausfallen“, sagte der Langstrecken-Spezialist, der in Astana mit Platz drei über 10 000 Meter den ersten Podestplatz seiner Karriere im Weltcup verbucht hatte. Die Qualifikation des Trios für Sotschi würde einem weiteren Läufer - voraussichtlich dem Erfurter Robert Lehmann - die Tür zu den Olympischen Winterspielen öffnen.

Bisher haben nur je fünf deutsche Damen und Herren die Norm des Deutschen Olympischen Sportbundes erfüllt. Sollte es in Berlin keine weiteren Teilerfüllungen geben, könnte in Sotschi das kleinste Eisschnelllauf-Team seit der deutschen Vereinigung am Start sein.

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