EM-Debakel für deutsche Eisschnellläufer

Minsk (dpa) - Ohne Claudia Pechstein und Patrick Beckert haben die deutschen Eisschnellläufer bei der Mehrkampf-EM in Minsk ein historisches Debakel erlebt.

EM-Debakel für deutsche Eisschnellläufer
Foto: dpa

Die 19-jährige Leia Behlau kam nicht über den 16. und damit vorletzten Platz hinaus und konnte damit das schlechteste EM-Abschneiden deutscher Damen seit 46 Jahren nicht verhindern. Bei der EM-Premiere 1970 in Heerenveen war die Berlinerin Margret Tanz auf Platz 23 gelandet, von da an erkämpften die deutschen Damen immer Top-10-Platzierungen. Behlaus Vereinsgefährte Felix Maly landete auf Rang 18, seit 61 Jahren waren die deutschen Männer im EM-Klassement nicht mehr so weit hinten zu finden.

Auch über die abschließenden 1500 Meter belegte Leia Behlau in mäßigen 2:06,46 Minuten nur den 16. Platz und verpasste damit deutlich das Finale über 5000 Meter. „Diese Ergebnisse sind nicht mein Anspruch. Ich brauche noch etwas Zeit, will aber irgendwann zu den Besten gehören“, sagte die gebürtige Siegerländerin. „Sie hat bitteres Lehrgeld gezahlt“, urteilte Trainer Uwe Hüttenrauch. Olympiasiegerin Claudia Pechstein hatte ihren EM-Start ebenso wie Patrick Beckert wegen der Vorbereitungen auf die Einzelstrecken-WM im russischen Kolomna im Februar abgesagt.

Ihren fünften EM-Titel holte sich Martina Sablikova. Die Tschechin schloss dank der Streckensiege über 1500, 3000 und 5000 Meter zur Inzellerin Anni Friesinger-Postma und zur Dresdnerin Andrea Schöne-Ehrig auf, die gleichfalls jeweils fünfmal gewonnen hatten. Erfolgreicher ist nur die Erfurterin Gunda Niemann-Stirnemann mit acht EM-Goldmedaillen.

Ganz bitter endete die EM für die deutschen Herren. Jonas Pflug klagte nach den 500 Metern über Leistenschmerzen und konnte den Titelkampf nicht fortsetzen. „Das ist bitter, wenn der Protagonist ausfällt. Ich hätte ihm die Top Sechs über 5000 Meter zugetraut“, sagte sein Trainer Hüttenrauch.

Felix Maly verabschiedete sich nach den 1500 Metern aus dem Wettkampf. In 1:55,24 Minuten lief der Erfurter sieben Sekunden an seiner Bestzeit vorbei, das reichte im Klassement reichte nur zu Rang 18. Seit dem 33. Platz des Münchners Hans Keller 1955 hatte es solch ein deprimierendes EM-Ergebnis für deutsche Herren nicht mehr gegeben. „Unsere jungen Läufer wissen jetzt, was sie zu tun haben. Und wir Trainer werden uns stark machen, dass es künftig wieder ein Höhentraining gibt“, sagte Hüttenrauch zu den Konsequenzen. König der Mehrkämpfer bleibt Sven Kramer. Der Niederländer baute mit seinem achten Titel seit 2007 seine Position als Rekord-Europameister aus.

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