Cooler Bob-Star Friedrich: Immer mit der Ruhe

St. Moritz (dpa) - Ein kurzer Jubelschrei und die geballte Faust - das war's. Mehr als ein Dauerlächeln gab Francesco Friedrich nach seinem historischen WM-Sieg im Zweierbob an Gefühlen nicht preis.

Nur als er mitten im Interview seine Freundin Magdalena kurzerhand an sich heranzog und leidenschaftlich küsste, war „Friedrich der Große“ - wie er nach seinem WM-Coup von Heimtrainer Gerd Leopold getauft wurde - in seiner eigenen Welt. „Er ist einfach ausgeglichen, immer ein bisschen nachdenklich. Er ist nicht anders, er ist ein ganz ruhiger Typ“, plauderte seine Freundin los, während Verbandsvizepräsident Rainer M. Jacobus treffend meinte: „Francesco hat beim Bobfahren den gleichen Puls wie im Schlaf.“

Diese Gelassenheit hat der jüngste Zweierbob-Champion der WM-Historie wohl von Mama Peggy geerbt. Angesprochen auf ihre Ängste anhand der schweren Unfälle, die ihre Söhne Francesco und David 2005 und 2006 auf der schwierigen Bahn in Altenberg hatten, meinte die Sächsin trocken: „Nee, hab ich nich, der Franz kann's.“ Das Gefühl der sicheren Fahrt erlebt die komplette Familie jedes Jahr hautnah mit. „Einmal jährlich laden wir unsere Sponsoren aus Pirna und Umgebung zur Bobfahrt ein, dann sitzt auch die ganze Familie hintereinander im Bob“, verriet die Mama. Papa Maik oder Bruder David müssen manchmal zurückstecken, da ja nur vier in den Schlitten passen. Denn Bremserin ist meistens Francescos Schwester Lucienne, die mittlerweile bei Junioren-Weltmeisterin Miriam Wagner als Anschieberin im Europacup mitfährt.

Nach seiner furiosen Premieren-Saison im Weltcup, die mit dem Weltcup-Sieg in Altenberg und nun den WM-Titel in St. Moritz sensationell verlief, wird der Druck auf Friedrich jetzt größer. „Wir müssen aufpassen, dass wir ihn nicht verheizen, daher hatten wir ihn auch in dieser Saison mal rausgenommen und Europacup fahren lassen“, meinte Cheftrainer Christoph Langen.

Friedrichs Manager Axel Watter, der vor zwei Jahren schon mit Manuel Machata ein glückliches Händchen bewies, warnte: „Der Weg nach oben geht manchmal schnell, doch diese Leistungen müssen dauerhaft bestätigt werden.“ Auch Machata, der den Kampfnamen „Machete“ bekam, wurde auf Anhieb Weltcupsieger, Weltmeister und zudem noch Europameister. Danach folgte eher eine Achterbahnfahrt. Doch erst Machatas WM-Verzicht im kleinen Schlitten ebnete Friedrich den Weg zum Titelgewinn, da er so mit Jannis Bäcker antreten konnte. Beide gewannen mit 4,98 Sekunden auch den Starterpreis.

Nach der Viererbob-WM, wo Friedrich am Wochenende mit seiner Junioren-Weltmeister Crew startet, steht noch das Weltcup-Finale an. In Sotschi soll Mitte Februar schon die Ideallinie der Deutschen für die Olympischen Winterspiele erkundet werden. „Dann fahre ich mit meiner Freundin erstmal in wärmere Gefilde in den Urlaub. Dank meines neuen Sponsors Buchbinder, der spontan ein fünfstelliges 'Urlaubsgeld' auslobte, kann ich dann in Ruhe entspannen“, meinte Friedrich und verriet noch, er würde sich sehr auf sein Wasserbett daheim freuen. Mehr Privates wollte er nicht erzählen.

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