Optimistin durch und durch: Gössner mit Sieg belohnt

Pokljuka (dpa) - Die schweren Zeiten hat Miriam Gössner endgültig abgehakt. Sie blickt nur nach vorn, und das mit dem ihr ureigenen Optimismus. Denn den Glauben an sich selbst hat die laufstarke Biathletin trotz zahlreicher Widrigkeiten nie verloren.

„Ich bin ein immer positiv eingestellter Mensch“, sagt die bayerische Frohnatur über sich selbst. Nun wurde sie sportlich endlich für ihre Beharrlichkeit belohnt: Im Regen von Pokljuka feierte die 22-Jährige in der Verfolgung ihren ersten Weltcupsieg: „Das ist ein unglaublich tolles Gefühl. Auf diesen Moment habe ich lange gewartet.“

Mit dem ersten Saisonerfolg seit dem Rücktritt von Superstar Magdalena Neuner haben die deutschen Skijägerinnen am Samstag nun das erhoffte Zeichen gesetzt: Seht her - wir können auch ohne „Gold-Lena“ bestehen. Neben Gössner wartet derzeit vor allem Routinier Andrea Henkel regelmäßig mit guten Ergebnissen auf. „Ich glaube an unsere Mannschaft. Wir haben einfach ein tolles Team“, sagt Gössner.

Dabei durchlebte die Garmischerin auch in diesem Jahr Tiefen - wieder einmal. Schwebte sie im vergangenen Sommer nach einer Darmablösung in Lebensgefahr, musste sie in diesem Jahr wegen einer komplizierten Zahnoperation lange leiden. „Das war keine schöne Zeit. Aber auch das habe ich überstanden“, erzählte sie rückblickend.

Positiver Nebeneffekt: Sie nahm zehn Kilo ab und ist fitter denn je. Das macht sich im Vergleich zur Vorsaison, wo sie nur eine Top-10-Platzierung einfuhr und im Gesamtweltcup lediglich 27. wurde, in der Loipe extrem bemerkbar. Wie einst ihre Freundin Magdalena Neuner fegt Gössner derzeit förmlich über die Strecke und stellt Laufbestzeiten auf. So auch in der Verfolgung, in der sie fünf Strafrunden kompensierte. Das war im Vorjahr undenkbar: „Da hat nicht viel funktioniert. Ich hatte auch einige Kilos zu viel.“

Dass im Herbst Magersuchtgerüchte aufgekommen waren, traf sie schwer. „Das hat mir wehgetan, weil ich nur versucht habe, eine professionelle Sportlerin zu sein“, sagte Gössner, die zusammen mit Umsteigerin Evi Sachenbacher-Stehle mit Langlaufstaffeln olympisches und WM-Silber gewann. Rückhalt fand sie bei ihrer Familie und den Trainern. „Es waren immer alle für mich da und haben sich vor mich gestellt. Darüber bin ich bin sehr froh“, sagte die 22-Jährige und gab zu, keine absolute Perfektionistin zu sein: „Ich bin nicht die Exakteste beim Führen des Trainingstagebuches und ich laufe nicht nach Puls. Ich bin eher ein Mensch, der nach seinen Gefühlen lebt.“

Dass der Premierensieg ihre nach wie vor vorhandene Schießschwäche nur kaschierte, weiß Gössner. Pro Rennen schoss sie im Schnitt viermal daneben. „Aber es war wieder ein Schritt in die richtige Richtung“, meinte sie. Bereits in der Vorsaison war sie Dauergast in der Strafrunde, kassierte bis zu sieben Fehler in einem Rennen: „Klar wird es immer mal wieder hoch und runter gehen. Aber ich versuche, mich jeden Tag zu verbessern und aus meinen Fehlern zu lernen.“

Dass nach ihrem ersten Sieg nun die Vergleiche mit Magdalena Neuner gezogen werden, ist zwar „eine Ehre“, sagt Miriam Gössner. „Denn für mich ist sie die größte Sportlerin, die es gibt. Ich glaube, das ist ihr gegenüber nicht fair. Denn was sie alles erreicht hat, das habe ich einfach nicht. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen und ich selber sein können. Das versuche ich auch zu leben und auszustrahlen. Ich bin einfach ich, und Lena ist Lena.“

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