Neuner-Herausforderin Domratschewa: Heldin des Volkes

Chanty-Mansijsk (dpa) - Egal, wie die letzten Duelle mit Magdalena Neuner ausgehen, Biathletin Darja Domratschewa ist in ihrer Heimat schon jetzt eine Heldin.

„Mit Stolz kann ich vermelden, dass mir der weißrussische Orden 'Für die Verdienste um das Vaterland' der dritten Stufe verliehen wurde. Überreicht wird er mir nach meiner Rückkehr nach Minsk“, erzählte die von Klaus Siebert trainierte Biathlon-Weltmeisterin Darja Domratschewa vor dem Kampf um den Gesamtweltcup am Freitag, Samstag und Sonntag in Sibirien.

In Chanty-Mansijsk will die Sportlehrerin erstmals die Große Kristallkugel gewinnen und damit Magdalena Neuner den glanzvollen Karriere-Abschluss vermasseln. Die zwölfmalige Weltmeisterin aus Wallgau, die am Ende ihrer Sportlaufbahn zum dritten Mal die Saison-Beste werden kann, hat naturgemäß etwas dagegen. „Für mich ist es vor allem wichtig, die Führung im Gesamtweltcup zu verteidigen und zum Andenken an meine letzte Saison die große Kristallkugel mit nach Hause zu nehmen. Dafür werde ich mein Bestes geben.“

Zieht man die seit diesem Winter wieder eingeführten beiden Streichresultate jetzt schon ab, hat Neuner vor dem Sprint am Freitag, der Verfolgung am Samstag und dem Massenstart am Sonntag 55 Punkte Vorsprung. Ein Weltcup-Sieg bringt 60 Zähler. Darja Domratschwea gibt sich kämpferisch: „Abgerechnet wird erst am Ende. Vielleicht kann ich den bisherigen Medaillen ja noch eine Kristallkugel hinzufügen, wer weiß? Ich spüre vor dem Finale keinen Druck und brauche keinen Psychologen.“

Was vielleicht als kleiner Seitenhieb auf Magdalena Neuner, die mit Mentaltrainer zu der Biathlon-Größe geworden ist, die sie ist, verstanden werden könnte, ist nicht so gemeint. „Schade, dass Magdalena aufhört. Es wäre schön, sich weiter mit ihr zu messen. Ich habe den Eindruck, die Fans lieben unsere Duelle. Aber es ist ihre Entscheidung, und man sollte sie respektieren. Natürlich“, meinte Domratschewa, „würde ich mit ihr Kaffee trinken gehen - sie ist ja nur im Sport eine Gegnerin, nicht im Leben.“

Domratschewa hat für den Rückzug von Neuner, die gerade einmal ein halbes Jahr jünger ist als sie selbst, großes Verständnis. „Auch für mich sind Familie und Karriere nicht vereinbar. Es würde mich zerreißen. Nach einer Heirat würde ich mit dem großen Sport Schluss machen.“ Bei Neuner ist von einer Hochzeit allerdings noch nicht die Rede. „Und schwanger bin ich auch nicht“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin aus Wallgau bei der WM in Ruhpolding und zerstreute alle Gerüchte.

Für Domratschewa ist ihr Aufstieg vor allem ein Verdienst ihres Trainers Klaus Siebert, den sie als „zweiten Vater“ bezeichnet. Der Altenberger holte Ende der 70er-Jahre drei WM-Titel. „Unsere ganze Vorbereitung basiert auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, unser Trainingsplan ist bis ins Kleinste durchdacht, jedes Training baut auf den vorherigen Übungen auf“, sagt sie. „Wer das Feuer in den Augen von Klaus Siebert sieht, weiß, wie sehr er nach Erfolgen strebt.“

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