Ein Fehler zu viel in Oberhof Lesser und Schempp beim Sprint knapp am Podest vorbei

Oberhof (dpa) - Erik Lesser stürzte mit letzter Kraft ins Ziel, doch nach dem Blick auf die Anzeigetafel konnte er seinen Frust nicht verbergen. „Scheiße, war mein erster Gedanke“, sagte der frühere Verfolgungs-Weltmeister nach Rang fünf im Sprint beim Biathlon-Heimweltcup in Oberhof.

Ein Fehler zu viel in Oberhof: Lesser und Schempp beim Sprint knapp am Podest vorbei
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Nur 0,9 Sekunden fehlten dem 28-Jährigen zu seinem ersten Podestplatz über die 10 Kilometer in seiner Karriere. Weil der Thüringer im Stehendschießen zwei Scheiben stehen ließ, reichte es trotz einer überragenden Laufzeit als Fünftschnellster nicht zum Sprung auf das Stockerl. „Mir hat ein bisschen was gefehlt, um cool zu bleiben. Ich ärger mich unheimlich über die beiden Fehler“, sagte Lesser, der am Ende aber trotzdem zufrieden war. Denn der siebenmalige Saisonsieger Martin Fourcade lag als Achter noch elf Sekunden hinter ihm. „Ist schon geil, dass er mal nicht gewonnen hat“, sagte Lesser lachend.

Beim Sieg des Österreichers Julian Eberhard wurde Simon Schempp als Sechster zweitbester Deutscher (2 Fehler/+ 46,2 Sekunden). „Ich bin schon sehr zufrieden, weil es mein bisher bestes Rennen in Oberhof war“, resümierte Schempp. Wie Lesser blickt er zuversichtlich auf die Verfolgung am Samstag: „Das ist eine tolle Ausgangsposition.“

Arnd Peiffer (15.), Matthias Bischl (22.) und Florian Graf (49.) mussten bei schwierigen Bedingungen am Grenzadler auch zweimal in die Strafrunde. Benedikt Doll wurde nach fünf Fehlern 44. Die Damen starten am Freitag ohne die pausierende Laura Dahlmeier.

Am Abend zuvor hatten sich rund 60 Athleten zu einem Gespräch zusammengefunden, um über den russischen Dopingskandal zu diskutieren. Dabei war auch Nicole Resch, Generalsekretärin des Weltverbandes IBU. „Die IBU hat uns ihre Situation erklärt und wir verstehen sie jetzt besser. Man kann niemanden sperren, wenn man keine Beweise hat“, sagte Fourcade am Donnerstag.

Weil im zweiten McLaren Report um mutmaßliches russisches Staatsdoping insgesamt 31 russische Skijäger genannt worden waren, darunter auch im Weltcup aktive, rumort es in der Biathlon-Szene gewaltig. „Es war ein konstruktives und sinnvolles Gespräch“, sagte Schempp. „Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.“ Für ihn ist ein von Fourcade ins Spiel gebrachter Boykott noch nicht vom Tisch: „Es könnte schon eine Option werden.“

Auch eine Sperre für das gesamte russische Team ist möglich. „Diese Konsequenzen sind für die Zukunft nicht ausgeschlossen“, sagte Resch dem ZDF. „Die hängen aber davon ab, was wir noch rausfinden werden.“ Und die Beweisfindung ist nicht einfach. „Ich kann den Unmut der Athleten sehr gut verstehen. Aber zuerst müssen wir die Beweise auf dem Tisch haben, und Stand heute haben wir diese leider noch nicht“, sagte IBU-Präsident Anders Besseberg. Aber er hofft auf schnelle Konsequenzen. „Man sollte versuchen, so schnell wie es nur geht, die Athleten zu sperren, die es betrifft. Priorität haben dabei selbstverständlich die noch aktiven Sportler“, sagte der Norweger.

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