Deutsche Biathletinnen weiter neben der Spur

Pokljuka (dpa) - Ärger statt Aufbruchstimmung: Die deutschen Biathletinnen hatten auch beim ersten Weltcup nach der historischen Olympia-Pleite nichts zu Lachen.

Deutsche Biathletinnen weiter neben der Spur
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Schon vor den ersten Rennen in Pokljuka waren die beiden Trainer Gerald Hönig und Ricco Groß von ihrem Sportdirektor Thomas Pfüller angezählt worden. Der starke Mann im Deutschen Skiverband warf den beiden Übungsleitern trainingsmethodische Fehler vor und verweigerte eine Job-Garantie. Dann wurde das Trainer-Duo auch noch aus der zweiten Reihe unter Beschuss genommen. Nadine Horchler und vor allem Kathrin Lang warfen Hönig und Groß vor, ungerecht behandelt zu werden.

„Egal welche Leistung ich gebracht habe, ob Quali im Sommer oder IBU-Cup Siege im Winter, dies war den Trainern vollkommen egal. Dabei geht es nicht nur mir so, sondern auch vielen anderen“, schrieb Lang während des Weltcups in Slowenien auf ihrer Facebook-Seite. Auch wenn Lang und Horchler im IBU-Cup wirklich gute Leistungen gebracht haben, ihre Chance im Weltcup hatten sie nicht genutzt.

In Ruhpolding wurde Kathrin Lang 72. im Einzel-Wettbewerb. Nadine Horchler, die ebenfalls über das soziale Netzwerk Kritik an der Tatsache geübt hatte, dass in Pokljuka ein Damen-Startplatz nicht besetzt worden war, hatte es etwas besser gemacht. Sie kam bei ihrem Einsatz in Oberhof auf zwei 29. Plätze in Sprint und Verfolgung.

Ob die beiden 27-Jährigen die großen Probleme im Damen-Team in Zukunft werden lösen können, sei dahingestellt. Die Frage dürfte eher sein: Gibt es überhaupt jemanden, der an die alten Biathlon-Glanzzeiten anknüpfen kann. Immerhin hat die verletzte Miriam Gössner angekündigt, dass sie bald wieder richtig trainieren kann.

Auch bei den Junioren-Wettbewerben gibt es Erfolge. Wie etwa den Staffelsieg der Mädels bei der gerade erst zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft in Presque Isle. Einmal mehr stellte Hönig fest: „Es wird seine Zeit brauchen, da dürfen wir keine Wunder erwarten. Und wir müssen auch die Erwartungshaltung korrigieren.“

Nach ihren ordentlichen Leistungen zu Saisonbeginn konnten die beiden Juniorinnen Laura Dahlmeier und Franziska Preuß auch in Pokljuka nicht überzeugen. Preuss wurde im Verfolgungsrennen zwar für den Massenstart geschont, wurde am Sonntag aber nur 21. Die dreimalige Junioren-Weltmeisterin Laura Dahlmeier belegte im Duell der 30 Besten Rang 28. Und Franziska Hildebrand, die im Rennen der Verfolger wegen Schienbeinschmerzen aufgegeben hatte, wurde auf Platz 15 geführt.

Die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel verpatzte ihr letztes Rennen in Pokljuka, an jenem Ort, an dem sie am 19. Dezember 1999 ihren ersten Weltcupsieg geschafft hatte. Nach der starken Verfolgungsjagd am Samstag von 25 auf Platz sechs wurde sie beim Massenstart-Sieg der Weißrussin Darja Domratschewa nach zwei Strafrunden lediglich Zwölfte.

Bester deutscher Skijäger am Sonntag beim Sieg des Schweden Björn Ferry war Daniel Böhm als Achter. Arnd Peiffer, im Auftakt-Sprint immerhin Dritter, belegte nach drei Strafrunden Rang 17. Simon Schempp wurde bei seiner Rückkehr nach seiner Erkältung 26., holte aber wichtige Weltcup-Punkte.

Die Männer hatten in Sotschi zwei Silber-Medaillen gewonnen, die Frauen waren erstmals ohne Edelmetall nach Hause geflogen. „Wir müssen sagen, dass die Mannschaft zum Jahreshöhepunkt, sprich zu den Olympischen Spielen, nicht in Topform war. Die Verantwortung liegt bei uns, die müssen wir übernehmen“, übte Hönig vor der ZDF-Kamera Selbstkritik.

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