Birnbacher: Neue Rolle nervt nicht - Letzte WM?

Nove Mesto (dpa) - Die neue Rolle als Nummer 1 im deutschen Biathlon-Team liegt Andreas Birnbacher. „Es macht mehr Spaß, als wenn man irgendwo rumkrebst und es keinen interessiert, was man so macht.

So finde ich es viel besser“, sagte der Schlechinger in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Die am Donnerstag mit der Mixed-Staffel beginnenden Titelkämpfe könnten die letzten sein. Nach Olympia 2014 in Sotschi soll die Entscheidung fallen. „Wenn ich auf dem Zahnfleisch daherkomme, dann höre ich auf“, sagte Birnbacher.

Beim WM-Auftakt am Donnerstag werden Sie wohl erstmals als Schlussläufer der deutschen Mixed-Staffel eingesetzt. Schon aufgeregt?

Birnbacher: „Bis jetzt noch nicht. Ich hoffe, dass ich wieder gut in Form komme. Und dann lasse ich die Wettkämpfe einfach auf mich zukommen.“

Für so eine starke Mannschaft scheint eine Medaille doch nur Formsache zu sein.

Birnbacher: „Das sehe ich nicht so. Die Mixed-Staffel ist die härteste Staffel. Fast alle Nationen können zwei gute Frauen und zwei gute Männer stellen. Es ist nicht so einfach, da eine Medaille zu gewinnen. Da muss schon alles passen.“

Was wäre eine Mixed-Medaille wert?

Birnbacher: „Die wäre schon wichtig für das Team. Im letzten Jahr sind wir mit Bronze eingestiegen. Das nimmt schon ein wenig den Druck von der Mannschaft, wenn schon eine Medaille da ist.“

Hätten Sie vor diesem Winter damit gerechnet, dass es so läuft, wie es läuft?

Birnbacher: „Mit meiner Vorgeschichte habe ich nicht unbedingt damit gerechnet. Weil es nicht so optimal lief und ich nicht genau wusste, wo ich stehe. Und im Oktober, im November, da war ich noch nicht der Beste der Mannschaft. Da habe ich mich wieder ran kämpfen müssen. Dass ich dann dreimal auf dem Podest stehe zu Saisonbeginn, das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten.“

Wo lagen denn die Probleme im Sommer?

Birnbacher: „Ab August war ich total müde, habe nur noch schlafen können und die Leistung ist irgendwann auch weggeblieben. Da hat man dann einfach nicht mehr den Zug zum Training, wenn man merkt, man ist kaputt. Ich musste das Training reduzieren, sonst wäre es noch schlimmer geworden. Es war so eine Art Übertrainingssyndrom. Ich war ausgebrannt.“

Was trauen Sie sich denn bei dieser WM zu?

Birnbacher: „Wenn ich wieder an die Form vom Dezember komme, kann ich um die Medaillen mitlaufen. Das ist ganz klar mein Ziel.“

Beim WM-Test 2012 war der Schießstand sehr windanfällig. Haben Sie Angst vor unfairen Wettbewerben?

Birnbacher: „Wenn es bei der WM wieder so ist, dann muss man ganz ehrlich sagen: Dann ist es eine Lotterie. Im letzten Jahr war es nicht regulär.„

Welche Schlagzeile würden Sie am liebsten über sich lesen? Vielleicht: Birnbacher gewinnt Gold bei WM-Lotterie?

Birnbacher: „Wenn man die Lotterie weglassen könnte, wäre es mir lieber.“

Welche Bedeutung hätte denn WM-Gold?

Birnbacher: „Einen sehr großen Wert. Auch weil ich im letzten Jahr zweimal ganz knapp gescheitert bin. Zweimal war es nicht nur knapp an den Medaillen, sondern um Sekunden am Gold vorbei.“

Ist es nervig, als Hoffnungsträger im deutschen Team gehandelt zu werden?

Birnbacher: „Das nervt überhaupt nicht. Es macht mehr Spaß, als wenn man irgendwo rumkrebst und es keinen interessiert, was man so macht. So finde ich es viel besser.“

Auch wenn es am Ende mit einem Einzeltitel nicht klappen sollte, können Sie trotzdem mit Ihrer Sportkarriere zufrieden sein.

Birnbacher: „Mir fehlen zwar die großen Titel, aber man muss nicht unbedingt eine sportliche Karriere nur an Titeln messen. Ich habe mich wirklich jahrelang im Weltcup behauptet in einer starken deutschen Mannschaft. Viele Leute können gar nicht einschätzen, was da dazugehört. Und jeder kann nun mal nicht Olympiasieger oder Weltmeister werden.“

2018 werden die Olympia-Medaillen in Südkorea verteilt. Werden Sie da auch noch einmal angreifen?

Birnbacher: „Ich glaube, da bin ich dann nicht mehr dabei.“

Wie lange kann man dann noch mit Ihnen rechnen?

Birnbacher: „Auf alle Fälle werde ich den nächsten Winter noch angehen, Richtung Olympia in Sotschi. Wenn ich merke, ich bin noch gut dabei, dann werde ich schon noch die eine oder andere Saison dranhängen. Aber wenn ich auf dem Zahnfleisch daherkomme, dann höre ich auf.“

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