Biathlon: Ringen um die Zukunft

Nach den Rücktritten von Magdalena Neuner und Michael Greis könnte den Biathleten das Geld ausgehen.

Düsseldorf. Nach Magdalena Neuner verliert der deutsche Biathlon-Sport seinen nächsten Star. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis erklärte am Mittwoch seinen sofortigen Rücktritt vom Leistungssport. Ohne Neuner und Greis fehlen der Sportart die Gesichter. Schon melden sich Fernsehanstalten und Sponsoren mit Fragen nach der Zukunft.

Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), gibt sich keinen übertriebenen Hoffnungen hin: „Der Verlust tut weh. Die Einschaltquoten von früher sind nicht mehr erreichbar, wenn die Erfolge fehlen.“ Offenkundig haben sich die Biathleten zu lange im Glanz von Neuner und Greis gesonnt.

Es fehlt am ambitionierten Nachwuchs. Deshalb suchte man bei den Langläufern nach geeigneten Kandidaten. Der Erfolg des Castings war eher gering. „Ein Schuss in den Ofen“, wie ein Insider lästerte.

Die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle ist die einzige, die sich im Biathlon versucht: „Was dabei herauskommt, wird man sehen.“ Beim IBU-Cup in Schweden, der Europa League der Biathleten, belegte die 32-Jährige den 24. Platz. Der Weg zum Weltcup ist lang.

Jochen Behle, ehemaliger Langlauf-Bundestrainer, sieht die Abwerbeversuche der Biathleten skeptisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert. Und wenn es funktioniert, müsste man sich fragen, warum man das mit anderen nicht längst versucht hat“, sagte Behle dem Westdeutschen Rundfunk.

Biathlon ist (noch) die deutsche Nummer eins im Winter. Das wissen auch die Sponsoren. Zwölf Millionen Euro können die Biathleten an Sponsorengeldern einplanen. Die Frage ist, wie lange das noch geht, wenn die Erfolge erst einmal ausbleiben. Und jetzt der Rücktritt von Michael Greis, der im Weltcup nicht mehr hinterherlaufen wollte.

„Ich beende meine sportliche Karriere. Im Leistungssport muss man den absoluten Glauben und den Willen in sich tragen. Ist das nicht mehr der Fall, hat man bei der heutigen Leistungsdichte keine Chance“, erklärte Greis. Platz 67 im Einzel-Wettkampf beim Saisonauftakt in Östersund bleibt als letztes Resultat in der sportlichen Bilanz des Allgäuers stehen.

Bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding erzielte er seine besten Saisonresultate. Das war die Veranstaltung, die auch Olympiasiegerin Magdalena Neuner als den Schlusspunkt ihrer Karriere ausgewählt hatte. „Ich bin glücklich mit der Entscheidung, ich freue mich immens auf den neuen, spannenden Lebensabschnitt“, sagte Greis. Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner hatte fast die gleichen Worte bei ihrem Rücktritt gewählt.

Im Verband macht sich Hektik breit. Das Casting bei den Langläufern haben viele Biathleten als untauglichen Versuch angesehen, von den eigenen Fehlern abzulenken. Olympiasiegerin Kati Wilhelm: „Das war ein Versuch, der viel zu spät kam. Das Lauf-Niveau ist auch bei den Biathleten hoch, und das Schießen kann man nicht von heute auf morgen perfektionieren. Nicht nur die Fehler, auch die Schießdauer sind auch von herausragenden Langläufern in der Loipe nicht zu kompensieren.“

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