56. Weltcupsieg für Eissprinterin Jenny Wolf

Moskau (dpa) - Jenny Wolf hat den Schock von Heerenveen glänzend verkraftet: Nur fünf Tage nach dem deprimierenden achten WM-Rang legte die Berliner Olympia-Zweite Wolf in Moskau los wie die Feuerwehr und sicherte sich überlegen ihren 56. Sieg im Eisschnelllauf-Weltcup.

In Anwesenheit eines Riesenaufgebots an Sicherheitskräften wegen des blutigen Flughafen-Anschlags vor fünf Tagen verfehlte sie in 37,90 Sekunden über 500 Meter ihren Bahnrekord nur um 4/100 Sekunden. Jenny Wolf nähert sich mit ihrem Erfolg nunmehr unaufhaltsam Anni Friesinger, die mit 59. Weltcupsiegen Rang drei in der Hierarchie der erfolgreichsten Eisschnellläuferinnen hinter Gunda Niemann-Stirnemann (Erfurt/98) und Bonnie Blair (USA/69) innehat.

Mit nunmehr 820 Punkten strebt die „Wölfin“ nach ihrem sechsten Sieg im neunten Rennen der Saison einem weiteren Jubiläum entgegen: Der zehnte Gesamterfolg im Weltcup - der sechste über 500 Meter - wäre bei einem erneuten Sieg am Samstag nur noch Formsache. „Das ist so geplant, damit ich mich voll auf die WM im März in Inzell vorbereiten kann“, meinte sie schmunzelnd und gab sich nach dem schwarzen Wochenende bei der WM wieder voller Zuversicht.

„Ich denke das war eine gute Antwort auf die Rennen in der Vorwoche. Ich bin sehr erleichtert, dass es so gut gelaufen ist. Ich fühle mich nach dem harten Training der vergangenen Wochen schon viel besser, als noch bei den Rennen in Heerenveen“, sagte die Berlinerin. Drei Tage vor ihrem 32. Geburtstag macht ihr die jüngere Konkurrenz derzeit keine Angst. „Wenn ich 100-prozentig fit bin, kann ich alle schlagen. Da bin ich ganz gelassen“, verkündete sie. Die Erfurterin Judith Hesse belegte in 38,87 Sekunden den fünften Platz und ist im Klassement nun Sechste. Monique Angermüller wurde Achte.

Stephanie Beckert hingegen wurde das Comeback nach zweimonatiger Wettkampfpause wegen Rückenproblemen kräftig verhagelt. Klar auf Kurs Siegerpodest liegend, ereilte die Team-Olympiasiegerin 200 Meter vor dem Ziel der 3000 Meter ein böses Missgeschick: In der Kurve brach der Bügel am Klappmechanismus, sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und stürzte. Nur mit Mühe konnte sie sich überhaupt ins Ziel retten, belegte aber in indiskutablen 5:27,53 Minuten den letzten Rang.

„So ein Mist, das ist so bitter, dass mir das hier passiert“, meinte sie angesäuert mit Tränen in den Augen. Dennoch konnte sie mit 275 Punkten knapp ihren Vorsprung in der Gesamtwertung vor Tagessiegerin Martina Sablikova (260) retten. Die Olympiasiegerin aus Tschechien entriss in 4:04,03 Minuten der Inzellerin Anni Friesinger deren Bahnrekord aus dem Jahr 2005.

Alle Sportler mussten in Moskau extreme Sicherheitsstandards befolgen, nachdem der Anschlag am Airport Domodedowo 35 Tote gefordert hatte. „Sicherer als hier kann man im Moment wohl nirgendwo sein“, meinte Teamchef Helge Jasch angesichts der großen Präsenz der Polizeikräfte in der Eishalle „Krylatskoje“.

Im 500-m-Rennen der Herren kam der Chemnitzer Nico Ihle in 35,41 Sekunden auf den siebten Rang. Nach der zweitbesten Weltcup- Platzierung auf dieser Strecke verbesserte er sich in der Gesamtwertung auf Rang 12. Der Sieg ging in 35,15 Sekunden an den Finnen Pekka Koskela.

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