Wie sich Schalke um zwei Punkte bringt

In der Nachspielzeit gleicht Bochum zum 2:2 aus – und hinterlässt einen tobenden Magath.

Bochum. Die Spieler des FC Schalke 04 hatten diesen emotionalen Ausbruch gar nicht mitbekommen. Sie standen noch auf dem Rasen des Bochumer Stadions und wussten nicht so recht, was sie mit sich selbst anfangen sollten.

Felix Magath dagegen hatte das 2:2 der Schalker beim VfL Bochum derart in Rage versetzt, dass er sich unmittelbar nach dem Abpfiff in die Mannschaftskabine flüchtete und erst einmal Dampf abließ. "In der Nachspielzeit. Das darf doch nicht sein", schallte es gut hörbar aus den Katakomben des Stadions, ehe die Eingangstür krachend ins Schloss fiel.

Einige Minuten später hatte er sich wieder etwas beruhigt und sprach von "zwei verschenkten Punkten. So ist das, wenn man eine junge Mannschaft mit wenig Erfahrung hat", sagte er in ungewohnt kurzen Sätzen.

Nach vier Siegen in Folge kassierten die Schalker beim Reviernachbarn eine gefühlte Niederlage, weil sie ihre haushohe Überlegenheit nicht über die Zeit retten konnten. Achtzig Minuten lang sah Magaths Mannschaft wie der sichere Sieger aus, lag durch Treffer von Vicente Sanchez und Kevin Kuranyi in Führung und spielte so dominant, wie es einem Spitzenteam gut zu Gesicht steht.

"Wir müssen dann weiter nach vorne spielen und dürfen nicht einfach damit aufhören", sagte Kuranyi selbstkritisch. Sie hatten sich in ihrer Überlegenheit zu sicher gefühlt und den so gut wie geschlagenen Gegner nicht mehr richtig ernst genommen.

Selbst als der eingewechselte Vahid Hashemian, den sein Trainer Heiko Herrlich mit der Anforderung eines Tores und einer Torvorlage in die Partie schickte, acht Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer erzielte, schien niemand an ein Scheitern zu glauben. Seine Spieler rückten zu weit auf und kassierten in letzter Sekunde der Nachspielzeit den Ausgleich nach Vorarbeit von Hashemian durch Stanislav Sestak. Es waren die erfahrenen Rafinha und Bordon, die die entscheidenden Duelle verloren.

Ausgerechnet Rafinha, der vor dem Absprung zum VfL Wolfsburg steht. Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß und Felix Magath stehen in intensiven Verhandlungen über die Ablösesumme für den Brasilianer. Für rund zwölf Millionen Euro würde Magath seinen rechten Verteidiger wohl ziehen lassen. Von solchen Transfersummen können sie in Bochum nur träumen, der Abstiegskampf bleibt treuer Begleiter. Deshalb war der Punktgewinn besonders wichtig. "Emotional war das ein gefühlter Sieg", sagte Sportdirektor Thomas Ernst.

Für die Schalker dürfte diese Partie deshalb besondere Bedeutung haben, weil sie einen Reife-Effekt nach sich ziehen kann. "Wenn wir aus unseren Fehlern lernen, ist doch alles in Ordnung", sagte Felix Magath.

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