Wie Matthäus sein Image aufpolieren will

Der Rekordnationalspieler hat jetzt seine Autobiografie „Ganz oder gar nicht“ geschrieben.

Düsseldorf. Die Krux beschreibt Lothar Matthäus mit einer Situation am serbischen Grenzübergang. Der Beamte will den Pass des ehemaligen Fußballspielers und Trainers nicht wieder aus der Hand geben — damit er im Land bleibt und sich um den Fußball kümmert. In Deutschland der Loddar, im Ausland Il grande Lothar. In Serbien, Österreich und Brasilien arbeitete er als Trainer, war Nationaltrainer von Ungarn und Bulgarien.

Die Deutschen erinnern sich gern an den großen Fußballer, der Matthäus war, den Rekordnationalspieler des DFB, der Welt- und Europameister wurde. Aber der 50-Jährige von heute trainierte auch Borussia Banana, Amateurmannschaft eines Unterhaltungsfernsehsenders, gewährte einem Kamerateam Einblicke für eine Personality-Doku, überraschte in kurzen Abständen mit neuen, immer jüngeren Ehefrauen. Schlagzeilen in Boulevardblättern verliehen ihm das Image einer Witzfigur, sorgten dafür, dass sich seine Mutter zeitweise nicht aus dem Haus traute.

Jetzt hat Lothar Matthäus mit Hilfe eines Co-Autors ein Buch geschrieben. „Ich will zeigen, wer ich wirklich bin“, schreibt er. Er habe es lange den Journalisten überlassen, über ihn zu schreiben. Jetzt will er „klarstellen, vervollständigen und erklären, was mich ausmacht“. Ihm sei bewusst, dass er für sein Image selbst verantwortlich ist. „Oft habe ich vergessen, wie interessant ich für die Öffentlichkeit bin.“ Ein Ehrlichkeitsfanatiker sei er, dessen Herz oft den Kopf überstimme.

In „Ganz oder gar nicht“ erzählt Matthäus von seiner Kindheit, der Familie. Von den Anfängen auf dem Fußballplatz und vom Abschiedsspiel, von Meisterschaften und Abstiegen, Medaillen und Verletzungen. Er erzählt unumwunden, in einfacher Sprache. Es ist keine große Literatur, aber ein kurzweiliges Ergebnis.

Auch sein Privatleben spart er nicht aus, erzählt von Hochzeiten und Scheidungen, von seinen Kindern, denen er des Sports wegen nicht beim Aufwachsen zusehen konnte. „Ich bin häufiger gescheitert. In der Ehe wie im Fußball. Wobei meine privaten Niederlagen die schlimmsten waren, schlimmer als jeder verpasste Pokal“, schreibt er.

Ja, es gibt einige Stellen in diesem Buch, an denen man sich an die Stirn fasst, sagen möchte: „Mann, Lothar.“ Und manchmal kommt man angesichts von komischer Tragik um ein Schmunzeln nicht umhin. Aber am Ende stimmt froh, dass er die Hoffnung offenbar nicht verloren hat — auf die Rückkehr an die Seitenlinie und auf die ganz große Liebe: „Vielleicht hält meine zweite Halbzeit ja noch etwas Großartiges für mich bereit.“

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