Wechseltheater um Matthias Sammer

Der HSV geht davon aus, dass der 43-Jährige als Sportdirektor kommt. Der Deutsche Fußball-Bund sieht das anders.

Düsseldorf. Bei Eric Cantona ging alles ganz schnell. Der frühere französische Weltklassespieler wird Sportdirektor beim Club New York Cosmos. Ein paar Telefonate hin und her und der Wiedereinstieg des ehemaligen Profis von Manchester United in die Szene war perfekt.

Bei Matthias Sammer dauert es länger. Der Dresdner war nie weg von der Bühne, Europameister 1996, auch ein Weltklassespieler, 43 Jahre alt und (noch) Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Sammer soll nach einstimmigem Votum des Aufsichtsrates des Hamburger SV Sportchef beim Bundesliga-Gründungsmitglied werden. Die Zeichen aus Hamburg sind eindeutig, beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) sah man Trainer Armin Veh schon im vertrauten Gespräch mit Sammer.

Aber in der Frankfurter Zentrale des DFB sieht man das (noch) anders. Generalsekretär Wolfgang Niersbach sagte unserer Zeitung am Mittwoch: „Mein offizielles Statement zu Matthias Sammer steht, da gibt es nichts hinzufügen. Ich hoffe, dass Matthias Sammer bleibt, und ich denke auch, dass er bleiben wird.“ Niersbach will weiter mit Matthias Sammer arbeiten. Unausgesprochen auch, weil Sammer einer ist, der irgendwann Bundestrainer werden soll.

Sammer selbst hält sich bedeckt. In Hamburg wird der 43-Jährige aber bereits als prominentester Neuzugang auf der Position des Sportdirektors seit Günter Netzer gefeiert. Sammer soll einen Dreijahresvertrag erhalten, pro Jahr sollen 2,5 Millionen Euro Gehalt vorgesehen sein. „Wir glauben, ihn in wenigen Tagen verpflichten zu können“, sagte der neue Vorsitzende des HSV-Aufsichtsrates, Ernst-Otto Rieckhoff. „Wir wollen ihn haben.“ Niersbach sagt dagegen: „Auch nach einem Telefonat zwischen Matthias Sammer und mir gibt es kein Signal, dass der bis 2013 laufende Vertrag aufgelöst werden soll.“

In seltener Einstimmigkeit hatte sich der neue Aufsichtsrat des Hamburger SV mit 12:0 Stimmen für den Dortmunder Meistertrainer von 2002 ausgesprochen. Aus Hamburg hört man, die Verhandlungen seien schon weit fortgeschritten.

Der Unternehmer Alexander Otto führte die Gespräche mit dem früheren Weltklassespieler, dessen Konzept überzeugend gewesen sein muss. Alle Verantwortung im sportlichen Bereich würde sich zukünftig auf Sammer und Veh konzentrieren.

Verlierer der neuen Entwicklung wäre der seit Sommer als Sportvorstand wirkende Bastian Reinhardt, der in die zweite Reihe rücken würde. Was genau der ehemalige Innenverteidiger zu tun bekommt, könnte auch Sammer entscheiden. Auch wen der ehemalige Weltklasse-Fußballer als Assistenten mit an die Elbe bringen könnte, ist unklar. Nach der Absage des Schweizers Urs Siegenthaler hatten dessen Gefolgsleute im Scouting- und Nachwuchsbereich des Bundesligisten angeheuert. Ob Sammer mit ihnen weiterarbeiten will, ist eine ungeklärte Frage.

Matthias Sammer ist am Zug.

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