Warum Heuberger schon wieder unter Druck steht

Der Bundestrainer hat aus der Not einen neuen Stil erschaffen. Jetzt braucht er weitere Erfolge.

Saragossa. Eine kurze Nacht lag hinter ihnen. Nur vier Stunden Schlaf. Deshalb war beim Bundestrainer die Enttäuschung noch groß, als die Spieler der deutschen Handballnationalmannschaft am Donnerstag in der Früh um 6 Uhr vor dem Hotel Palafox in Saragossa in den Bus stiegen, um danach von Madrid nach Frankfurt zu fliegen. „Ich bin schon ein bisschen traurig“, sagte Martin Heuberger, weil sie Gastgeber Spanien bei der 24:28 (14:12)-Niederlage an den Rand einer Niederlage gedrängt hatten. „Sieh mal“, sagte Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier angesichts des Regens in der Region Aragon, „sogar der Himmel weint.“

Die vielen Zeitstrafen führte Heuberger als einen Grund der Niederlage an. Zwei Kempa-Tricks, zwei Würfe nach einer Annahme in der Luft, landeten nicht im Tor. Und auch im Tempogegenstoß, der bisherigen Stärke, hatte Patrick Groetzki drei große Chancen liegenlassen, weshalb der Rechtsaußen schwer mit sich haderte („Das war vielleicht die Schlüsselszene“).

Dennoch, das Resümee des Trainers fiel sehr positiv aus. „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen.“ Teamgeist und Tempospiel hatten ihm imponiert, zumal die Vorbereitungszeit nur wenige Trainingseinheiten zugelassen hatte. Auch Horst Bredemeier, der Delegationschef des DHB-Teams, lobte. „Sie haben Werbung betrieben. Sie haben für unsere Sportart wieder Begeisterung ausgelöst“, sagte der DHB-Vizepräsident. „Wir sind jetzt nicht mehr ganz weit weg von der Weltspitze.“

Tatsächlich hat die DHB-Auswahl mit sechs WM-Debütanten Sensationelles geleistet: Sie hat modernen und attraktiven Hochgeschwindigkeitshandball geboten und damit einen neuen Stil entwickelt. Dass der aus der Not geboren war, weil das Team über keinen Rückraumspieler von Weltklasseformat verfügte, macht die Leistung noch bemerkenswerter. Erstmals seit fünf Jahren lobt die Fachwelt den Handball teutonischer Art. Vor der DHB-Auswahl liegt nun die EM-Qualifikation, zwei Spiele im April gegen Tschechien, die nach der 23:24-Heimniederlage gegen Montenegro gewonnen werden müssen. Ob der Bundestrainer dann Holger Glandorf (Flensburg), der auf die WM verzichtet hatte, wieder nominiert, ist offen. „Ich werde auch in Zukunft nicht nur auf Qualität, sondern auch auf Mentalität schauen“, sagt der Bundestrainer.

Heuberger, dessen Vertrag bis 2014 läuft, hat sich zwar bewährt bei dieser WM, er besitzt auch das Vertrauen des aktuellen DHB-Präsidiums. „Es gibt ganz wenige Trainer, die so viel von Handball verstehen“, sagt Bredemeier. Aber sollte das Team die EM-Qualifikation nicht überstehen, „dann stünde jeder Trainer zur Disposition“. Heuberger selbst ignorierte Fragen zu seiner Person. „Es geht nicht um mich“, sagte er. „Es geht um den deutschen Handball, dass wir irgendwann wieder dahin kommen, ganz oben anzugreifen.“

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