Warum Fußball-Vereine pleite gehen

Der MSV Duisburg kämpft gegen die drohende Insolvenz. Aachen hat den Kampf verloren.

Duisburg/Düsseldorf. Am Mittwoch kommt der 1. FC Union Berlin. Ein Dreier wäre fantastisch. Mit 15 Punkten könnte der MSV Duisburg ans Mittelfeld der 2. Fußball-Bundesliga andocken. Das Ende der Sorgen würde das in der Wedau aber noch nicht bedeuten.

Die Lage wird immer prekärer. Dem Traditionsclub droht wegen seiner finanziellen Schieflage weiter der Antrag auf Insolvenz. Zeitungsberichte, nach denen der Club Schwierigkeiten hat, zum Ende diesen Monats die Spielergehälter zu zahlen, wurden von Vereinsseite zwar nicht bestätigt. „Im Verein arbeiten wir alle an einer Lösung, und es werden keine Wasserstandsmeldungen abgeben“, sagt MSV-Sprecher Martin Haltermann.

Geschäftsführer Roland Kentsch hatte aber bereits in der vergangenen Woche erklärt, dass „alle Reserven, die wir hatten, aufgebraucht sind“. Aktuelle Zahlen, die in den Medien kolportiert wurden, wollte Kentsch nicht kommentieren. Dem Vernehmen nach fehlen sechs bis acht Millionen Euro, um die Insolvenz abzuwenden. Vorstellen kann sich ein Insolvenzverfahren noch niemand, aber das konnte man sich am Tivoli in Aachen auch nicht. Dort kämpfen sie darum, die Saison mit der Alemannia überhaupt zu Ende zu spielen.

Dass die Deutsche Fußball Liga DFL solche misslichen Entwicklungen verhindern kann, ist indes ein Irrglaube. Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung in Frankfurt, sagt: „Natürlich sehen wir bestimmte Entwicklungen voraus, aber es ist die Aufgabe der Vereinsgremien und der handelnden Personen, rechtzeitig gegenzusteuern. Die Bundesligaclubs sind autonom.“

Dass in Aachen Fehler gemacht wurden, würde Seifert nie sagen. „Wenn wir als DFL gegensteuern sollen, müssen Anträge gestellt werden, die dann von 36 Clubs beraten und verabschiedet werden müssen“, sagt der erfolgreiche Lenker der DFL. In Aachen ermittelt inzwischen der Staatsanwalt wegen möglicher Insolvenzverschleppung.

Das Lizenzierungsverfahren der Bundesliga gilt europaweit als vorbildlich. „Aber die Lizenzerteilung verhindert natürlich nicht, dass ein Verein möglicherweise doch Insolvenz anmelden muss“, sagt Seifert.

Gerade in den Ligen, in denen die Fernsehgelder nicht so üppig fließen wie in der Bundesliga, geraten Vereine in die Schieflage. Und dennoch sind es meist Entwicklungen über Jahre oder die finanzielle Kapazität der Vereine übersteigende Investitionen wie ein Stadionneubau, die die Clubs am Ende in die Knie zwingen.

Die Probleme in Aachen und Duisburg sind nicht einzigartig. Beim VfL Bochum hat sich der Schuldenstand auf sechs Millionen summiert. In der dritten Liga sind neben der insolventen Alemannia momentan der VfL Osnabrück, Hansa Rostock und Arminia Bielefeld akut bedroht.

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