Warum die bayrische Rekordjagd nachdenklich macht

Schon im März dieses Jahres könnte der FC Bayern Meister sein — mit einigen neuen Bestmarken.

Düsseldorf. In Borisov reden sie noch heute vom 2. Oktober des vergangenen Jahres. Das 3:1 des weißrussischen Klubs in der Champions League gegen den FC Bayern gilt als Heldentat. Nirgendwo wird man solche Verehrung besser verstehen als hierzulande: In Deutschland ist ein solcher Coup in dieser Saison allein Bayer Leverkusen gelungen — beim glücklichen 1:0-Erfolg in München.

Fakt ist: Die Bayern enteilen dem Rest der (Bundesliga-)Welt, sind bei gespielten 21 Spieltagen seit eben jenen 21 Spieltagen Tabellenführer — und haben nicht nur 15 Punkte Vorsprung, sondern auch erst sieben (!) Gegentreffer hinnehmen müssen. Der „Focus“ hat diese rekordverdächtigen Werte hochgerechnet.

Zweimal war es dem FC Bayern bislang gelungen, den Titelgewinn schon am 30. Spieltag von insgesamt 34 zu entscheiden (1973 und 2003). Das dürfte das aktuelle Team durchaus noch früher schaffen. Im besten (oder auch schlimmsten) Fall könnten die Bayern schon im März dieses Jahres als Meister feststehen — bei einer Saison, die erst am 18. Mai endet.

Dass die Distanzen zwischen den Teams der Bundesliga immer größer werden, ist keine neue Erkenntnis. Aber sie manifestieren sich zunehmend, weil die großen und steten Einnahmen aus der Champions League Möglichkeiten für zwei starke Mannschaften im Kader bieten — und für individuelle Weltklasse.

Im vorigen Jahr fuhr Borussia Dortmund einen Punkterekord ein, mit 81 Zählern wurde der BVB Meister. Hochgerechnet auf 34 Spiele kommen die Bayern auf etwa 88 Punkte. Was eine herausragende Leistung ist, der Liga aber Langeweile garantiert und den Gegnern signalisiert: Hier wird nichts zu holen sein — derart ehrfürchtig treten die meisten Kontrahenten dann auch auf, wie zuletzt der FC Schalke beim 0:4.

Der FC Bayern könnte die Marke der meisten Siege (25, bislang 17) in einer Saison erneuern, und der FC Bayern wird den Rekordwert an Gegentoren (21, Saison 2007/08) mit großer Wahrscheinlichkeit torpedieren (bislang sieben). Auch interessant: 1986/87 blieb der FC Bayern in der Fremde eine Saison lang unbesiegt. Auch das kann in dieser Spielzeit noch funktionieren. Wobei Aufgaben in Dortmund, Leverkusen und Frankfurt noch warten. Nicht aber mehr in Borisov.

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