Vor Thiels Wiederwahl weiter Kritk am DSV

Hamburg (dpa) - Die Personalien im Präsidium sind schon vor dem Verbandstag des Deutschen Schwimm-Verbandes geklärt, die Kritik an den DSV-Strukturen hält aber an. Nun stellt Trainer Bernd Henneberg den Verantwortlichen nach dem Ende seiner Laufbahn ein schlechtes Zeugnis aus.

„Wir befinden uns jetzt nicht mal mehr zu Beginn des neuen Olympiazyklus, und es gibt kein Konzept. Das ist doch unglaublich. Auch wenn ich an unsere Vorbereitung auf London denke, kocht es in mir. Die Trainer haben fast alles selbst organisiert und geplant. Ich finde das amateurhaft vom Verband. Es gibt und gab kein Konzept“, sagte der 67-Jährige in einem Interview der „Welt“. Der Magdeburger betreute einst unter anderem Olympiasiegerin Dagmar Hase und Weltmeisterin Antje Buschschulte.

Zuvor hatte es im Verband unter anderem bereits wegen der ausstehenden Vertragsverlängerungen der Stützpunkttrainer rumort. Präsidentin Christa Thiel sieht „keine Alarmlage“ im DSV. „Diskussionen sind normal“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa bereits vor der Henneberg-Kritik. „Wir im Präsidium waren auch nicht glücklich über die ausbleibenden Medaillen, aber das Ergebnis ist nicht der gesamte DSV.“

„Frau Dr. Thiel ist für mich die beste Präsidentin, die ich miterlebt habe, was die Außendarstellung betrifft. Aber nach innen wirkt sie schlecht“, sagte Henneberg über die Rechtsanwältin und Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Thiel stellt sich an diesem Samstag in Hamburg zur Wiederwahl als DSV-Präsidentin.

Sie führt den Verband seit 2000 und muss keinen Gegenkandidaten fürchten. Umbesetzungen wird es allerdings bei drei Vizepräsidenten geben. Thomas Wupperfeld (Finanzen), Kerstin Cellarius (Verbandsentwicklung) verlassen ihre kommissarisch ausgeübten Ämter wieder. Auch Anselm Oehlschlägel (Vizepräsident Recht) zieht sich zurück. Über ihre Nachfolger haben sich die Landesverbände um den mächtigen NRW-Chef Manfred Peppekus bereits verständigt.

Thiel sieht als Hauptaufgabe für ihre vierte Amtszeit vor allem eine erfolgreiche Organisation von gleich drei Europameisterschaften. 2013 und 2015 springen die Wasserspringer in Rostock um EM-Medaillen, 2014 in Berlin ermitteln sogar alle Wasser-Fachsparten ihre kontinentalen Champions. Die kommenden Großereignisse dürften helfen, den zum Jahresende auslaufenden TV-Vertrag mit ARD und ZDF zu verlängern. Nach einem Sparkurs sind für Thiel die Verbandsfinanzen „zufriedenstellend“.

Die von ihr moderierte Expertenkommission könnte bis Ende des Monats Vorschläge für eine veränderte Verbandsstruktur vorlegen. Bis zum Jahresende soll dann auch ein neuer Bundestrainer für die Beckenschwimmer gefunden sein.

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