Vierschanzentournee Überflieger ohne Schwäche

Der Slowene Peter Prevc gewinnt das dritte Springen der Tournee in Innsbruck und baut den Vorsprung vor Severin Freund aus.

Vierschanzentournee: Überflieger ohne Schwäche
Foto: dpa

Innsbruck. Er sah wie ein Sieger aus, er lächelte wie ein Sieger. Ihm wurde wie einem Sieger gratuliert, Handschlag für Handschlag. Severin Freund ist tatsächlich ein Sieger, weil er nach seinem Sturz im Probedurchgang gelassen und gekonnt geantwortet hat. Dennoch ist er beim dritten Springen der Vierschanzentournee am Sonntag in Innsbruck nur zweiter Sieger geworden — weil Peter Prevc am Bergisel eine grandiose Leistung grandios übertrumpft hat: Der Slowene holte mit Sprüngen auf 125 und 132 Meter den Tagessieg vor Freund (122,5/128 Meter) und dem Norweger Kenneth Gangnes (126,5/124).

In genau dieser Reihenfolge belegen die drei die ersten drei Plätze in der Gesamtwertung der Tournee, wobei sie vor dem abschließenden Springen in Bischofshofen am Mittwoch jeweils etwa 20 Punkte oder knapp elf Meter Abstand voneinander haben. Das lässt sich Peter Prevc nicht mehr nehmen, oder? „Dieser Vorsprung ist gut für mich, aber was passieren kann, war bei mir hier im Probesprung zu sehen, als ich nur auf 115 Meter kam“, sagte Prevc. Severin Freund kam auf 129 Meter — aber nach der Landung fraß sich sein linker Ski in den Schnee. „Das lag zu 50 Prozent an der Präparierung des Hanges, die ich nicht ausreichend gefunden habe für ein Weltcup-Springen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Erst Platz eins in Oberstdorf, dann Platz drei in Garmisch-Partenkirchen, jetzt Platz zwei in Innsbruck — Severin Freund ist so stark wie nie bei einer Tournee. Aber im atemberaubenden Vergleich mit Peter Prevc wohl nicht stark genug. Entsprechend beinhalteten die Glückwünsche der Kollegen Anerkennung und Trost. Weil einer einfach noch einen Tick besser ist.

Werner Schuster formulierte es so: „Peter Prevc ist bisher einfach zu gut gesprungen, um sich über Platz zwei ärgern zu können.“ Prevc, der Führende im Gesamtweltcup, wurde in Oberstdorf Dritter, dann holte er sich die Weltcup-Saisonsiege vier und fünf. Der 23-Jährige wurde zudem dreimal Zweiter, der elfte Platz in Lillehammer ist ein einsamer Ausreißer — eine Wahnsinnsbilanz.

Deshalb hält Schuster es auch nicht für wahrscheinlich, dass sich die Geschichte des Vorjahres wiederholt, als der Österreicher Michael Hayböck nach Innsbruck rund 20 Punkte Rückstand auf den Tournee-Führenden Stefan Kraft hatte, in Bischofshofen aber klarer Tagessieger wurde und seinem Landsmann noch mal richtig nahe rückte: „Gegen Stefan Kraft kann man 20 Punkte vielleicht aufholen, gegen Peter Prevc nicht.“

Der Österreicher Werner Schuster führt derzeit ein recht angenehmes Leben. „Ich möchte nicht von Genugtuung sprechen, aber das Abschneiden unseres Teams ist eine tolle Befriedigung für das Trainerteam.“ Denn erneut überzeugte die mannschaftliche Geschlossenheit, vier Schuster-Schüler landeten unter den besten Zehn: Andreas Wellinger wiederholte mit Platz sechs sein bestes Weltcup-Resultat der Saison, Andreas Wank wurde Neunter und Vorjahressieger Richard Freitag Zehnter. Die Drei belegen im Gesamtklassement die Ränge neun bis elf; Stephan Leyhe liegt auf Platz 15. „Ja, es wäre eine sehr interessante Team-Tournee“, scherzte Andreas Wellinger.

Wenn Peter Prevc nicht dabei wäre, wäre es eine deutsche Tournee.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort