TV-Übertragung: RTL verspricht Handball in neuer Dimension

Der Privatsender überträgt die deutschen Spiele – mit Moderator Schreyl und Experte Baur.

Düsseldorf. Spezialkameras, völlig neue Perspektiven und jede Menge technische Spielereien: Mit riesigem Aufwand will der Privatsender RTL die Handball-WM (16. Januar bis 1. Februar) zum TV-Ereignis machen.

Entzündet von der enormen Publikumsbegeisterung bei der WM 2007 in Deutschland will sich der selbsternannte Event-Sender das vermeintliche nächste Highlight - diesmal freilich in Kroatien - nicht entgehen lassen.

Das WM-Finale 2007 zwischen Deutschland und Polen sahen in der ARD in der Spitze 20,1 Millionen Zuschauer. Damals hatte der öffentlich-rechtliche Sender einen Marktanteil von 58,3Prozent bejubelt. RTL könnte bei allen aktuellen sportlichen Problemen der deutschen Mannschaft zwei Jahre zu spät kommen.

Immerhin ist das dem Kölner Sender bewusst. "Unser Erfolg steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg. Wir sind zuversichtlich, dass wir nach deutschen Siegen eine Euphorie entfachen können", sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Sechs Millionen Euro soll der Privatsender für die Rechte bezahlt haben.

Mit 25 eigenen Mitarbeitern reisen die Kölner nach Kroatien, um Pascal Hens, Michael Kraus und Teamkollegen auf Schritt und Tritt zu begleiten. Selbst in der Kabine soll eine Kamera installiert werden - diese Bilder gibt es allerdings nur nach ausdrücklicher Absprache mit Bundestrainer Heiner Brand. "Von der Tendenz her ist er nicht so begeistert. Und wir sind die letzten, die mit dem Stemmeisen da einbrechen", sagte der RTL-Sprecher.

Nach Formel 1, Skispringen und Boxen will RTL auch Handball auf seine Weise an den Zuschauer bringen. Unter dem Motto "Der ganz große Wurf" beabsichtigt der Sender "die TV-Übertragung von Handballspielen nicht neu erfinden, aber inhaltliche wie ästhetische Innovationen einführen", wie RTL-Sportchef Manfred Loppe formuliert.

Dazu gehören auch feste Sendezeiten: Alle deutschen WM-Spiele beginnen um 17.30 Uhr, eine gute halbe Stunde vorher steigt RTL mit Moderator Marco Schreyl und Experte Markus Baur in die Vorberichterstattung ein. Hinzu kommt nach den Liveübertragungen ein Magazin beim Schwestersender n-tv, wo morgens auch das "Handball-Frühstück" die neuesten Nachrichten aus dem deutschen Lager verbreitet.

Während der Spiele sollen eine im dreidimensionalen Raum über dem Feld "fliegende" Spidercam sowie eine ferngesteuerte Kamera, die Spielszenen aus Torwartsicht zeigt, für ein neues Gefühl sorgen. Die "Antelope", eine Highspeed-Superzeitlupen-Kamera wird erstmalig eingesetzt und Spielszenen um ein Vielfaches der Realgeschwindigkeit verzögern. Hinzu kommen Analyseinstrumente wie die Messung der Wurfgeschwindigkeit.

Damit sich RTL nach Motorrad-Sport oder Beachvolleyball nicht den nächsten Flop eingekauft hat, wurde generalstabsmäßig geplant: In der Kölner Finalhalle von 2007 wurden die neuen Kameratechniken bei Bundesligaspielen des VfL Gummersbach getestet.

Wohlgemerkt: RTL überträgt nur die deutschen Spiele sowie das Finale, der Spartensender DSF die Spiele ohne deutsche Beteiligung aus Kroatien. Den Auftakt macht das Eröffnungsspiel am Freitag zwischen dem Gastgeber und Südkora in Split. Ohne technische Innovationen.

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