WM-Finale Turn-Ass Nguyen bleibt ein Dauerbrenner

Montreal (dpa) - Eigentlich wollte es Marcel Nguyen nach Olympia ruhiger angehen lassen. Doch mit dem Einzug in sein erstes WM-Finale hat der 30 Jahre alte Turn-Oldie der Jugend noch einmal den Weg gewiesen und seinen Ruf als Dauerbrenner unterstrichen.

WM-Finale: Turn-Ass Nguyen bleibt ein Dauerbrenner
Foto: dpa

Als letztem Verbliebenen der „Goldenen Generation“ nach den Rücktritten von Philipp Boy und im Vorjahr auch Fabian Hambüchen ist dem Unterhachinger nun in Montreal sogar eine Medaille zuzutrauen. Als Vorletzter der acht Aspiranten tritt er im Finale an den Barren.

„Es wird schwer. Aber im Finale ist alles möglich“, sagte Nguyen - und er weiß genau, woran er bis zum Sonntag noch arbeiten muss. „Da sind noch etliche Fehlerchen. Wenn ich die abstelle, kann ich mit meiner Übung gut mithalten“, sagte er, wohlwissend, dass die jungen Turner auf ihn als Leitwolf schauen.

Statt die Belastungen herunterzufahren, wurde das nacholympische Jahr für ihn weit intensiver als erwartet. Nicht zuletzt war daran auch die Teilnahme an der RTL-Show „Dance Dance Dance“ schuld. Insgesamt acht, neun Wochen galt es im Sommer, mit doppelter Konzentration zu arbeiten. „Eine interessante Erfahrung. Aber weit aufwendiger, als ich das für möglich gehalten hätte. Dennoch bereue ich nichts“, sagte der Turn-Star, obwohl er seine gleichfalls auf Topniveau turnende Freundin Michelle Timm viel zu selten zu Gesicht bekam.

Zunächst wurden gemeinsam mit Reck-Kumpel Andreas Bretschneider in Stuttgart unter Anleitung eines Trainers erste Tanzschritte geprobt. Während der Dreharbeiten musste das Turner-Duo nach Köln umziehen und sich meist vormittags mit dem Hip-Hop oder anderen Darbietungen beschäftigen, ehe der Nachmittag der WM-Vorbereitung galt. Ein Mega-Pensum, körperlich und emotional - bis zu zehn Stunden täglich. Eine völlig neue Welt. Ständig Schritte zählen, sich geschmeidig zu drehen oder auch mal möglichst sexy mit einer coolen Robbie-Williams-Attitude die Jury zu beeindrucken.

„Wenn wir ins Finale gekommen wären, hätte es mit dem Zeitplan eng werden können“, sagte er. Doch es kam nicht so weit. In der dritten Show ging dem Duo bei seiner Performance zu Klängen von Justin Bieber die Puste aus. Vielleicht zum Glück.

„Ich war mit einer Bewegung bei diesem Power-Stück einfach zu früh“, berichtete er, wie ihm die Nerven beim Timing im Stich ließen. Lob gab es dennoch von der Jury für seine lässigen Outfits und die großartige Ausstrahlung des Duos. „Die Sieger waren am Ende wirklich besser. Man merkte ihnen an, dass sie aus einer ganz anderen Welt kommen. Aber wir haben uns auch nicht blamiert“, schätzte Nguyen ein und freute sich, sein Taschengeld damit kräftig aufgebessert zu haben. Nicht missen wollte er zudem auch die engen Kontakte während der Tanz-Show zu Ex-Fußball-Profi David Odonkor und seiner Frau Suzan.

Im kommenden Jahr soll nun sein Leben wieder voll auf Turnen „gedreht“ werden. In Richtung Olympia Tokio fordert Cheftrainer Andreas Hirsch von ihm einen kompletten Mehrkampf. „Ich bin sogar im Training schon wieder ans Pferd gegangen“, sagte Nguyen. Den ersten starken Mehrkampf will er im kommenden Herbst präsentieren.

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