Tuchel sagt im Anschlagsprozess aus — und verteilt Spitzen gegen Watzke

Dortmund. Thomas Tuchel ist im Mai des vergangenen Jahres im Streit geschieden aus Dortmund. Wochenlang war die Demission des DFB-Pokalsiegers Medienthema, Argumente flogen hin und her — unter dem Strich blieb die Erkenntnis: Tuchel passte als eigenwilliger Charakter der eingeschworenen BVB-Führung nicht.

Der frühere BVB-Trainer Thomas Tuchel (l) verlässt nach seiner Zeugenaussage den Gerichtssaal im Landgericht.

Der frühere BVB-Trainer Thomas Tuchel (l) verlässt nach seiner Zeugenaussage den Gerichtssaal im Landgericht.

Foto: Bernd Thissen

Am Montag kam für den ambitionierten Coach die Zeit der Abrechnung: Vor Gericht machte der 44-Jährige im Sabbatjahr — wohlgemerkt derzeit ohne Vertragsbindung, aber mit der Aussicht auf einen neuen Topverein als Arbeitgeber im Sommer — den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund mitverantwortlich für seinen Weggang vom Bundesligisten im Sommer 2017. Im Prozess vor dem Dortmunder Landgericht sagte Tuchel am Montag als Zeuge aus, es habe nach dem Attentat große Uneinigkeit zwischen ihm und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geherrscht. „Der größte Dissens war wahrscheinlich, dass ich im Bus saß und er nicht.“ Daraus habe sich ein komplett unterschiedlicher Umgang mit dem Vorfall ergeben. Auf die Frage, ob er glaube, ohne den Anschlag heute noch Trainer des BVB zu sein, antwortete Tuchel: „Ja, davon würde ich ausgehen.“

Vor dem geschassten Trainer hatten auch Spieler des BVB ihren Zeugenaussagen den Umgang mit dem Schockerlebnis kritisiert. Vor allem die Tatsache, dass das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco bereits am nächsten Abend nachgeholt wurde, bewerten einige Beteiligte heute als falsch.

„Ich glaube, wir haben alle einen großen Fehler gemacht“, sagte der inzwischen nach Leverkusen gewechselte Sven Bender. BVB-Ersatztorwart Roman Weidenfeller räumte sogar offen ein, bis heute psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Der Vorfall hat mein Leben verändert“, sagte Weiderfeller. Der Angeklagte Sergej W. sagte derweil kein einziges Wort. Der 28-Jährige hatte zugegeben, den Bombenanschlag verübt zu haben, um mit einer Wette auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie reich zu werden. dpa/kup

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