Triathlon-Drama an der Copacabana mit Happy End für Schulz

Rio de Janeiro (dpa) - Noch vor der Ziellinie bleibt er kurz stehen, brüllt die Freude heraus, jubelt. Dann lässt sich Martin Schulz fallen. Um 11.03 Uhr Ortszeit hat er am Samstag in Rio de Janeiro Geschichte geschrieben.

Triathlon-Drama an der Copacabana mit Happy End für Schulz
Foto: dpa

Er ist der erste Paralympische Goldmedaillengewinner im Triathlon.

Im Ziel hat er mit einer Siegerzeit von 1,02:37 Stunden zwar 28 Sekunden Vorsprung vor dem Kanadier Stefan Daniel. Doch hinter ihm liegt ein Drama, das den Goldtraum fast zerstört hätte.

Der Leipziger, dem der linke Unterarm fehlt, weint. Er findet kaum Worte. „Das ist unbeschreiblich, ich hatte so viele Probleme heute beim Laufen.“ Ein Wechselbad der Gefühle: Nach 750 Meter Schwimmen Vierter, entwickelt sich beim 20,9 Kilometer langen Radfahren ein Zweikampf zwischen dem Briten George Peasgood und Schulz. Er macht Runde um Runde Boden gut, von 22 sinkt der Rückstand auf 13 Sekunden.

Beim Wechsel zum Laufen liegt der Leipziger erstmals vorn. Schulz spricht vom besten Radrennen seiner Karriere. Doch dann kommt das Laufen, fünf quälende Kilometer. „Es lief überhaupt nicht beim Laufen“, berichtet Schulz im Ziel. Erst hat er einen großen Vorsprung. Denn Peasgood bricht völlig ein, über eine Minute liegt Schulz zeitweise vorn. „In der zweiten Runde hatte ich dann aber so Seitenstechen, ich habe gar keine Luft mehr bekommen. Ich dachte, du kannst das doch nicht einen Kilometer vorm Ziel noch aus der Hand geben.“ Irgendwie geht es dann mit Gold vor Augen noch einmal besser, die tausenden Zuschauer tragen ihn zu dem historischen Triumph.

2000 fand die Triathlon-Premiere bei Olympischen Spielen vor der Kulisse des Opernhauses in Sydney statt, nun direkt am Strand der Copacabana, im Schatten des Zuckerhuts. Tausende Zuschauer jubeln entlang der berühmten Avenida Atlantica zu. Beim Schwimmen stehen einige Strandbesucher im Wasser, um die Athleten anzufeuern.

Spontan kommen viele vom Strand an die Absperrgitter und feuern die Athleten an, die zum Beispiel auf dem Rad trotz Beinamputationen und anderen Behinderungen bei sonnigen 25 Grad Hochleistungen erbringen. Da ist zum Beispiel der Franzose Stephane Bahier: Er fährt mit einem Bein Rad, beim Wechsel setzt er sich kurz hin, sprüht rasch den rechten Beinstumpf ein, legt eine Beinprothese an und begibt sich auf die Laufstrecke. Er wird in der Startklasse P2 am Ende Fünfter.

Der 26-Jährige Schulz ist auf der Triathlon-Sprintstrecke seit Jahren dominant. Er holte sich im Juli zum dritten Mal WM-Gold und davor zum fünften Mal den EM-Titel. Bei den Paralympics 2012 in London startete er noch im Schwimmen. Im Alter von 15 Jahren überredete er seine Eltern, mal bei einem Triathlon starten zu dürfen: „Ab da hat mich der Triathlon-Virus gepackt“, betont er. In Rio hat er nun seine bislang schon glanzvolle Karriere gekrönt.

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