Trennung auf Raten

Bayer unterliegt in Berlin 0:1 gegen Bremen und diskutiert vorher wie danach nur über Labbadia.

Berlin/Leverkusen. Simon Rolfes war auch am Tag danach noch richtig sauer. Die Querelen um Trainer Bruno Labbadia, nach dem 0:1 (0:0) im Pokalfinale gegen Werder Bremen wieder nur Zweiter, der Nationalspieler von Bayer Leverkusen hat es nicht leicht in diesen Tagen. Aber er suchte in der Nacht zum Sonntag nicht nach Entschuldigungen. "Dass die Äußerungen des Trainers vor dem Endspiel glücklich waren, glaube ich nicht. Aber sie taugen auf keinen Fall als Entschuldigung für das 0:1", sagte Rolfes.

Nach der Niederlage ist das Schicksal von Bruno Labbadia in Leverkusen offenbar besiegelt. Mit seiner Kritik an Manager Michael Reschke ("Fakt ist, dass wir von Anfang an keine gemeinsame Arbeitsebene fanden") war das Fass zum Überlaufen gebracht, die tiefen Gräben zwischen Reschke und Labbadia, aber auch zwischen Mannschaft und Trainer offensichtlich geworden.

Dass das Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" von Christian Frommert, dem Medienberater von Labbadia, eingefädelt wurde, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es dem Trainer um Grundsätzliches ging. Einen Tag vor dem wichtigsten Spiel der Saison für Bayer.

Noch in der Berliner Nacht sprachen Labbadia und Sportdirektor Rudi Völler fast zwei Stunden miteinander. Ob da die Trennung vorbereitet oder die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit abgesteckt wurden, ist nicht bekannt. Am Sonntag verteilte Labbadia nach einer kurzfristig angesetzten Teambesprechung in der Trainingshalle an der BayArena die Trainingspläne für die Sommerpause.

In der Nacht hatten Spieler und Trainer kein Wort miteinander gewechselt. "Ich habe den Eindruck, dass man weiter mit mir arbeiten will", sagte Labbadia dennoch. Oder weiß Rudi Völler nur noch nicht, wer Labbadia ersetzen soll? Als möglicher Nachfolger wurde in Leverkusen der dänische Nationaltrainer Morten Olsen genannt.

"Wir werden alle Dinge ansprechen, die nicht gut waren. Das betrifft natürlich auch meine Person", sagte Labbadia vor dem heutigen Gespräch mit Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Völler an unbekanntem Ort. Eine Degradierung von Manager Michael Reschke scheint kaum denkbar in Leverkusen. Aber eben auch keine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Reschke und Labbadia. Zu unterschiedlich die Positionen, zu unterschiedlich die Charaktere.

"Ein Weiter-so kann es nicht geben", hatte der Trainer in dem Interview markig festgestellt. Und entsprechend scharf hatte Holzhäuser reagiert: "Bruno Labbadia befindet sich in der Endphase seiner fußballerischen Sozialisation. Vielleicht finden wir nach allem, was vorgefallen ist, noch einen Kompromiss."

Holzhäuser ist keiner, der sich die Entscheidungen aus der Hand nehmen lässt. Und Labbadia sieht sich nicht als Befehlsempfänger: Trotz aller Gespräche stehen die Zeichen auf Trennung.

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