Tour de France: Tony Martin - „ Fall Contador nervt mich“

Am Samstag beginnt die Tour de France. Radprofi Tony Martin sieht dem Start skeptisch entgegen.

Düsseldorf. Tony Martin (Foto/26) ist deutscher Hoffnungsträger bei der am Samstag beginnenden Tour de France. Der 26-jährige Profi des T-Mobile-Nachfolgeteams HTC Highroad gewann im Frühjahr die Etappenfahrt Paris — Nizza. Jetzt strebt der Mann aus Cottbus eine Spitzenplatzierung bei der Tour an — und wenigstens einen Tag das Gelbe Trikot.

Herr Martin, Platz zwei bei den Deutschen Meisterschaften im Zeitfahren hinter Teamkollegen Bert Grabsch. Fühlen Sie sich richtig fit für die Tour?

Martin: Ich war schon überrascht, wie stark Bert Grabsch gefahren ist, aber ich habe mich jetzt kurz vor der Tour de France auch mehr auf die Berge konzentriert. Insofern bin ich mit dem zweiten Platz nicht wirklich unzufrieden.

Nach Ihrem Sieg bei Paris — Nizza im Frühjahr sind die Erwartungen an Sie hoch. Ihr Sportchef Rolf Aldag traut Ihnen sogar einen Platz unter den besten Zehn zu.

Martin: Für mich steht im Vordergrund, einmal das Gelbe Trikot zu erobern. Die Tour startet zwar nicht wie meistens mit einem Prolog sondern mit einer normalen Etappe, aber schon am zweiten Tag gibt es ein Mannschaftszeitfahrten, wo es für mich die Chance auf Gelb gibt, wenn ich die erste Etappe auf dem langen Schlussanstieg gut gefahren bin.

Vor einem Jahr sind sie mit hohen Ansprüchen gestartet, am Ende waren Sie nur 137. Wie wollen Sie solch ein Ergebnis verhindern?

Martin. Ich habe einiges aus den Fehlern von 2010 gelernt — vor allem in der Vorbereitung. Vor einem Jahr habe ich schon nach einer Woche gemerkt, dass in den Bergen nichts geht und bin die Tour dann nur noch zu Ende gefahren. Jetzt habe ich im Vorfeld nicht überzogen wie damals.

Sie fahren im Team von Topsprinter Mark Cavendish. Können Sie als Klassementfahrer Unterstützung erwarten?

Martin: So wurde das Team nominiert. Natürlich ist Mark Cavendish die sichere Bank für Siege. Aber wir bekommen den Spagat hin und es gibt ja auch für mich Helfer für die Berge.

Ärgert es Sie, dass Ihre Sportart in Ihrem Heimatland ein so schlechtes Image hat?

Martin: Es ist als deutscher Fahrer zurzeit schwer, sich Respekt in der Sportwelt zu sichern. Und es macht auch keinen Spaß, wenn man ein gutes Rennen fährt und es wird nicht oder kaum darüber berichtet. Ich hoffe, dass es in Deutschland wieder aufwärts geht und wir das Dopingthema endlich hinter uns lassen können.

Sie haben gesagt, sie fühlen sich durch den Tourstart von Alberto Contador verarscht.

Martin: Das stimmt nicht. Richtig ist — ich kann den Fall Contador in der Dopingfrage nicht beurteilen. Aber egal, ob er gedopt hat oder nicht, es kann nicht sein, dass das Verfahren gegen ihn so lange dauert. Das geht mir auf die Nerven. Was ich unerträglich finde ist, dass Contador die Tour fährt, sie vielleicht gewinnt und danach womöglich gesperrt wird, für ein Vergehen, das ein Jahr her ist. Solche Hängepartien kann sich unser Sport nicht leisten. Ob Contador gedopt hat, kann und will ich nicht beurteilen.

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