Selbstbewusster Tomic fordert Federer

Melbourne (dpa) - An Selbstvertrauen hat es Bernard Tomic noch nie gemangelt. „Wenn ich auf den Platz gehe, dann nur, um zu gewinnen“, ist eines der Lieblings-Zitate des 20 Jahre alten Jungspundes.

Mit 15 Jahren gewann er bei den Australian Open die Junioren-Konkurrenz, seitdem steht er Down Under im Fokus. Schließlich sehnen sich die Australier nach kaum etwas mehr, als endlich wieder einen heimischen Sieger beim ersten Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison feiern zu können. Der letzte war Mark Edmondson im Jahr 1976.

Doch ausgerechnet Tomic? Der Sprücheklopfer mit kroatischen Wurzeln und deutschem Geburtsort? Es ist eine harte Probe, auf die die tennisbegeisterten Australier gestellt werden. Sie lieben den 1,95 Meter großen Aufschlagriesen bislang nicht, dafür tritt er ihre Werte zu oft mit Füßen. Mal wird er von der Polizei in seinem schnellen Sportwagen gestoppt, mal ist er betrunken auf einer Party in eine Schlägerei verwickelt. Tomic lässt nichts aus, um sein Flegel-Image zu bestätigen.

Auch auf dem Platz nimmt es die australische Nummer eins mit den Manieren nicht immer so genau. Im vergangenen Jahr wirkte er in einigen Matches so lustlos, dass der Vorwurf aufkam, er habe Spiele bewusst abgeschenkt. Als Tomic bei den US Open gegen Andy Roddick klar in drei Sätzen verlor und den letzten Satz sogar mit 0:6 abgab, wurde es dem australischen Davis-Cup-Teamchef Patrick Rafter zu bunt. Er schmiss Tomic aus dem Kader, in diesem Jahr wird der aufmüpfige Youngster nicht für sein Heimatland spielen. Tomic spricht mit Rafter seitdem kein Wort.

Aber vielleicht hat Tomic die Zeichen der Zeit endlich verstanden. Zumindest sportlich präsentiert er sich zu Beginn der Saison so stark wie nie. In der vergangenen Woche gewann er in Sydney seinen ersten Titel auf der ATP-Tour, zuvor bezwang er beim Hopman Cup sogar den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic.

Die Form stimmt also, wenn Tomic an diesem Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) in der dritten Runde auf Roger Federer trifft. Doch abseits des Courts spielt der Australier schon wieder seine bekannten Spielchen. Als er vor dem Turnier auf ein mögliches Duell mit Federer angesprochen wurde, antwortete er: „Erst einmal muss Roger so weit kommen.“

Betont kühl reagierte der 17-malige Grand-Slam-Turnier-Champion daher auf Tomic. Seine Entwicklung sei sicher positiv, mehr aber auch nicht. Und im vergangenen Jahr habe er ihn schließlich auch geschlagen, meinte Federer. Mit großen Sprüchen ist noch kaum jemand zur Weltspitze aufgestiegen. Anstatt Federer zu provozieren, sollte er ihn lieber als Vorbild nehmen. Auch Tomics Landsleute hätten es dann leichter mit ihm. Sie lieben Federer.

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