Michael Stichs große Abrechnung

Beim Spobis in Düsseldorf nimmt der Ex-Wimbledonsieger den deutschen Tennis Bund und dessen neue Führung um Präsident Ulrich Klaus auseinander.

Michael Stichs große Abrechnung
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Düsseldorf. X-beinig wie eh und je, aber doch noch dynamisch schreitet er auf die Bühne, setzt sich und legt los. Michael Stich, 46, einst Wimbledon-Sieger heute Geschäftsmann und Turnierdirektor in Hamburg, hat gestern beim Spobis-Kongress in Düsseldorf öffentlich mit dem Deutschen Tennis Bund und der neuen Führung um Ulrich Klaus abgerechnet. „Herr Klaus ist ein guter Funktionär, aber er hat vom Leistungstennis keine Ahnung“, sagte Stich. Er habe das Gefühl, dass das neue Präsidium schon wieder nicht „in sich eins“ sei. „Das sieht man jetzt wieder in der Entlassung von Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens“, sagte Stich. Wieder werde nicht mit einer Stimme gesprochen - und wieder stehe das Tennis schlecht da. Stich schloss: „Wir werden bald den Anschluss verlieren.“

Dass sich der Mann aus Pinneberg für den personifizierten Gegenentwurf hält, verhehlt er nicht. Dem Verband fehle eine Vision, ihm fehle das Geld, und weil Geld fehle, ließe man alle Aufgaben liegen. „Das aber nicht das, was ich unter Zukunft verstehe.“ Stichs Vision: „Wir brauchen in zehn Jahren wieder einen deutschen Wimbledonsieger und wollen Fed-Cup oder Davis-Cup gewinnen.“

Gute Schlagzeilen sind das, am besten hätte Stich als Lichtfigur des deutschen Tennis die Dinge gleich selbst in die Hand genommen. Aber im vergangenen Herbst, als es um die Nachfolge des ehemaligen DTB-Präsidenten Karl-Georg Altenburg ging, ist es dazu nicht gekommen. Weil sich Stich viel zu spät positionierte und darüber hinaus mit progressiven Forderungen in einem durch und durch konservativen Verband die Struktur desgleichen erschütterte. Hier streitet das DTB-Präsidium mit 18 (!) Landesfürsten und deren Verbänden.

Viel zu viele von ihnen sahen sich durch Stichs Vorgehen unter Stress gesetzt: Der nämlich wollte einen zentrale Tennis-Akademie errichten. Er wollte Detlef Hammer, den Geschäftsführer der Hamburg sports &entertainment-Group (HSE), an der Stich zu 30 Prozent beteiligt ist, mitbringen. Und er wollte ohne Gegenkandidat zum bezahlten Präsidenten gewählt werden. Hehre Forderungen, die Stich gestern aber noch einmal begründete: Im DTB habe niemand Ahnung von Vermarktung in dieser Tennis-Szene, Hammer aber kenne sich aus, „weil ich mit ihm seit Jahren das Turnier in Hamburg mache“.

Er wollte eine Art totale Überzeugung in den Landesverbänden, weil „sie endlich mal wissen müssen, was sie wollen“, so Stich: „Wenn mich am Ende 65 Prozent wählen und ich weiß, dass ich 35 Prozent der Zeit Grabenkämpfe mit Menschen habe, die mich sowieso nicht wollen, macht es keinen Sinn.“ Und zur Frage der Honorierung: „Ich bin überzeugt, dass das ehrenamtlich nicht geht und habe meine Zeit nicht zu verschenken“, sagte Stich. Dass der DTB ein klammer Verband ist, der gerade wieder für 2015 ein Minus von rund 280000 Euro konstatiert, Jahr für Jahr Mitglieder verliert und nicht einmal einen Pressesprecher bezahlt, schreckt Stich nicht. Er wolle neue Gelder akquirieren. Und: Einbringen unter Klaus wolle er sich nicht: „Wenn ich das mache, möchte Ich es am Ende auch zu sagen haben und nicht unter einem Präsidenten wir Herrn Klaus arbeiten, der vom Leistungstennis keine Ahnung hat.“

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