Kerber staunend in Istanbul - Spieler-Box zu klein

Istanbul (dpa) - Dank ihrer Sechzig-Siege-Saison zählt Angelique Kerber im Damen-Tennis inzwischen zu den Großen, in Istanbul fühlt sich die Kielerin in diesen Tagen manchmal aber wieder ganz klein.

„Es ist schon sehr aufregend, was hier alles um einen herum passiert“, sagte Kerber bei der Weltmeisterschaft in der Türkei. „An den Rummel muss ich mich erst einmal ein bisschen gewöhnen.“ Die Frauentennis-Organisation WTA zieht den Saisonabschluss der besten acht Spielerinnen des Jahres in ganz großem Stile auf. Zur Auslosung lud die WTA in ein Luxus-Hotel mit beeindruckendem Blick auf den Bosporus, Kerber und ihre sieben Konkurrentinnen erschienen im noblen Abendkleid. Für die deutsche Nummer eins sind solche Auftritte im Scheinwerferlicht noch immer Neuland. „Das war einfach unglaublich“, meinte die 24-Jährige.

Während sich Olympiasiegerin Serena Williams oder die russische Tennis-Beauty Maria Scharapowa wie selbstverständlich in dieser Glamour-Welt bewegen, wirkt Kerber meist noch ein bisschen schüchtern. Vor dem Abflug nach Istanbul holte sie sich extra noch ein paar Tipps von ihrer Freundin Andrea Petkovic, die im vergangenen Jahr als Ersatzspielerin in Istanbul dabei war, im imposanten Sinan Erdem Dome aber eine Woche lang nur auf der Tribüne hockte.

Kerber ist dagegen mittendrin. Am Dienstagabend bestritt sie das erste WM-Spiel einer deutschen Spielerin seit Anke Huber vor elf Jahren. Von Nebel umhüllt betrat sie mit einem Einlaufkind an der Hand den Court. Das Blitzlichtgewitter der Fotografen erinnerte ein wenig an eine Oscar-Verleihung. „Ich war tierisch nervös“, gestand Kerber, die sich bei ihrer Masters-Premiere trotz des 4:6, 1:6 gegen Serena Williams achtbar aus der Affäre zog.

Natürlich versucht die Schleswig-Holsteinerin auch beim letzten Turnier des Jahres ihr bestes Niveau abzurufen, doch für Kerber geht es in Istanbul um mehr. Sie muss sich an ihre neue Rolle als Star gewöhnen. Denn um im Show-Business Damen-Tennis zu bestehen, bedarf es mehr, als nur guter Leistungen auf dem Platz. Das Drumherum ist fast genauso wichtig.

„Die Erfahrungen hier werden mir definitiv helfen“, meinte Kerber. Wie sehr das Interesse an ihrer Person gestiegen ist, merkt sie nicht nur an den zahlreichen Terminen. Auch an ihrer Spielerbox zeichnet sich das neue Standing ab. „So voll war es glaube ich noch nie.“. Neben ihrem Coach Torben Beltz und Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner sind auch ihre Mutter und Oma mit an den Bosporus gereist. Und so genießt sie in der neuen Welt immerhin ein bisschen Geborgenheit.

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