Barbara Rittner: "Steffi Graf in der Kabine, das wär‘s"

Vor dem Endspiel im Fed-Cup in Tschechien spricht die Teamchefin Barbara Rittner über ihre Geschichte und den Zusammenhalt der deutschen Tennis-Frauen.

Barbara Rittner: "Steffi Graf in der Kabine, das wär‘s"
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Frau Rittner, es ist eine schöne Randgeschichte, dass Sie als aktuelle Teamchefin beim letzten deutschen Fed-Cup-Sieg 1992 hautnah dabei waren und den Pokal gegen Spanien gewonnen haben. Wie frisch sind die Erinnerungen noch?

Barbara Rittner: Sie leben natürlich gerade jetzt im Vorwege des Finales in Prag auf, weil mich viele darauf ansprechen. Aber sie sind auch generell da, weil ich immer noch einen guten Draht sowohl zu Anke Huber als auch zu Steffi Graf habe.

Barbara Rittner: "Steffi Graf in der Kabine, das wär‘s"
Foto: Sevenich

Worin liegt der Unterschied zwischen 1992 und 2014?

Rittner: Ich war damals 19 Jahre alt und habe alles nicht so bewusst wahrgenommen. Klar wurde gefeiert. Aber das Ganze ist ein bisschen untergegangen, weil davor und danach sowieso Grand Slams von Boris Becker und Steffi Graf gewonnen wurden. Es war somit ein Erfolg von vielen. Jetzt ist es etwas ganz Besonders. Das liegt allein schon daran, dass 22 Jahre zwischen beiden Endspielen liegen.

Würden Sie sagen, die Chance ist historisch?

Rittner: Wir können tatsächlich Geschichte schreiben. Und da ein Erfolg den Weg in die Bücher finden würde, kann man auch von historisch sprechen.

Ihre Spielerinnen jetten das ganze Jahr von Turnier zu Turnier. Sind sie sich des Stellenwerts des Nationalteams bewusst?

Rittner: Das glaube ich ganz fest. Zwar ist jede Einzelne dafür verantwortlich, was sie denkt und fühlt, aber sie bringen Einstellung für die Mannschaft mit.

Woran merken Sie das?

Rittner: Kürzlich wurde Angelique Kerber gefragt, wo sie das Fed-Cup-Finale auf einer Skala von null bis zehn einordnet. Darauf antwortet sie „elf“, und ich bekomme neben ihr sofort eine Gänsehaut. So schaukelt sich die Begeisterung für die gemeinsame Sache emotional hoch. Wir sind alle sehr emotional veranlagt, obwohl wir so verschieden sind.

Ihnen eilt der Ruf als Motivationskünstlerin voraus. Zuletzt haben Sie der Mannschaft Filme über die deutschen Fußball-Frauen und das Wintermärchen der Handball-Nationalmannschaft gezeigt. Womit stimmen Sie die Mädels diesmal ein?

Rittner: Ich habe etwas im Hinterkopf, aber das ist ein Geheimnis.

Wie wäre es, wenn Sie Steffi Graf für die Kabinenansprache in Prag gewinnen könnten?

Rittner: Jetzt, wo Sie das sagen, bekomme ich schon wieder eine Gänsehaut. Das wäre zweifellos die größte Motivationshilfe überhaupt. Egal ob Becker, Graf oder Stich, eine Steffi natürlich besonders. Das wird sehr sehr schwer, aber vielleicht gelingt es mir ja auf eine andere Art und Weise. Zurzeit telefoniere ich mit Steffi so häufig wie schon lange nicht mehr. Ihre Anteilnahme tut mir sehr gut. Sie gibt Tipps, die mich ruhiger und gelassener machen.

Der Medienrummel um Ihr Team ist derzeit beachtlich.

Rittner: Ich freue mich sehr über das große Interesse. Das bedeutet für uns auch Respekt gegenüber dem, was erbracht wurde. Das haben sich die Mädels verdient. Vor allem durch diesen Australien-Trip zum Halbfinale im April. Deshalb steht auch eines über allem: Egal, wie es läuft, wir müssen die Woche in Prag genießen.

Warum haben Sie sich doch noch für Sabine Lisicki als vierte Spielerin entschieden?

Rittner: Sabine ist eine gute Alternative, sowohl im Einzel als auch im Doppel. Natürlich ist bei den anderen etwas zusammengewachsen. Das sind gemeinsame Emotionen und Erlebnisse. Das kann man nicht herbeireden. Jetzt liegt es an Sabine, und am Team, ihr das Gefühl der Zugehörigkeit zu geben. Es ist für alle eine neue Situation, aber so ist das nun mal im Sport. Das ist immerhin keine Klassenfahrt.

Haben Sie sich mal Sorgen um Andrea Petkovic gemacht?

Rittner: Nein, ich vertraue ihr total. Und wir haben wir uns alle riesig für Petko gefreut, als sie jetzt das Champions-Turnier in Sofia gewonnen hat. Das wird ihr gut tun, das wird sich auch auf das Team übertragen. Im April hat sie das Turnier in Charleston gewonnen, und dann sind wir nach Australien geflogen und dort weitergekommen. Das ist ein gutes Omen.

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