Wimbledonsiegerin Ausschlafen und entspannen: Kerber sehnt Urlaub herbei

Stuttgart (dpa) - Mit der Wimbledon-Schale neben sich sehnte Angelique Kerber den Urlaub herbei. Aufgeräumt und befreit meisterte die 30-Jährige den ersten Medien-Marathon in Deutschland nach ihrer Tennis-Gala in London.

imbledon-Siegerin Angelique Kerber steht nach einer Pressekonferenz auf einer Terrasse des Porsche-Museum.

imbledon-Siegerin Angelique Kerber steht nach einer Pressekonferenz auf einer Terrasse des Porsche-Museum.

Foto: Marijan Murat

Dann aber wollte sie mit Freunden und Familie endlich entspannen. „Es wird bestimmt irgendwo sein, wo es nicht so viele Menschen gibt und wo ich einfach mal ein bisschen zur Ruhe kommen kann“, sagte Kerber der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart über ihre Urlaubswünsche. „Ich freue mich wirklich darauf, dass ich ausschlafen kann, dass ich den Tag genießen kann.“

Genaue Pläne hatte die Kielerin über den „versprochenen Grillabend“ auf der Terrasse ihrer Großeltern in Polen hinaus noch nicht geschmiedet. Nach dem Wimbledon-Wunder war bisher wenig Zeit, die historische Dimension zu begreifen und all das Erlebte zu verarbeiten. „Das Wichtigste, womit ich mich belohne, ist die Zeit“, sagte die erste deutsche Wimbledon-Siegerin seit 22 Jahren.

Im Privatflieger war die Weltranglisten-Vierte nach Polen gedüst. Am Tag darauf trat sie schon wieder rund 860 Kilometer entfernt auf, bei ihrem Sponsor in Stuttgart-Zuffenhausen. Auch drei Tage nach dem verwandelten Matchball gegen Serena Williams hatte sie es nicht geschafft, alle Glückwunsch-Nachrichten abzuhören.

Im vornehmen und mit Blumensträußen dekorierten Konferenzsaal präsentierte Kerber die Wimbledon-Schale neben einem roten Sportwagen, die zahlreichen Kameras klickten und klickten. Auch ein Büffet mit Erdbeeren war aufgebaut im Museum des Autobauers im vierten Stock. Rund 60 Journalisten und ein Dutzend Kamera-Teams warteten darauf, dass sie ihre Emotionen und neuen Ziele schilderte, als sie im Stau stand und sich deswegen verspätete.

Genug von solchen Momenten wie auf dem berühmten Centre Court in London hat sie noch lange nicht. Auch die Rückkehr auf Platz eins der Weltrangliste ist „ein großes Ziel“, wie die erste deutsche Wimbledonsiegerin in diesem Jahrtausend sagte. „Ich muss nur sagen, die Rangliste ist für mich nicht mehr so wichtig. Es ist jetzt nicht so, dass ich das unbedingt morgen haben muss“, erklärte Kerber.

„Ich möchte Turniere gewinnen und dieses Gefühl haben, die Pokale und die Schalen hochzuhalten. Das sind die Momente, für die ich das alles tue. Da kann kein Ranglistenplatz irgendwie in die Nähe kommen von diesem Gefühl.“ Ihr dritter Grand-Slam-Titel und der „Höhepunkt“ ihrer Karriere hatte die Linkshänderin wieder auf Platz vier der Weltrangliste zurückgespült. Die Spitzenposition im Damen-Tennis hatte sie erstmals nach den US Open 2016 übernommen.

In den kommenden Wochen und Jahren wolle sie sich „ganz besonders auf die großen Turniere konzentrieren“. Die French Open, die ihr als einziger Grand-Slam-Titel noch fehlen, sind für sie kein zwingendes Ziel. „Für mich ist es wichtig, dass ich drei verschiedene Grand Slams gewonnen habe. Mal gucken, vielleicht kommt Paris noch dazu“, antwortete die 30-Jährige auf die Frage nach ihren Chancen auf dem eher ungeliebten Sand. „Es ist auf jeden Fall kein unrealistisches Ziel. Ich habe bewiesen, dass ich die Freude auf Sand bekommen habe.“

In Wimbledon war sie wie auf einer „Mission“ gewesen, weil sie den Titel unbedingt gewinnen wollte. All die schwachen Ergebnisse im Jahr 2017 hatten die Angie-Mania nach der herausragenden Saison 2016 abebben lassen. Nun ist dank ihr Tennis wieder ein Thema. Die zurückhaltende Schleswig-Holsteinerin ist als Tennis-Star zurück im Rampenlicht.

Dass sie nie aufgegeben hat, dass sie Emotionen und Leidenschaft für ihren geliebten Sport gegeben hat - so will die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin seit Steffi Graf einmal in Erinnerung behalten werden. Die Sportfans sollen aber auch wissen, dass sie „die gleiche Angie“ geblieben ist wie vor ihren Grand-Slam-Titeln.

In einem grünen Koffer nahm Kerber ihre Wimbledon-Schale aus Stuttgart wieder mit. In ihrem Wohnzimmer im polnischen Puszczykowo soll die Trophäe inmitten aller anderen Pokale einen besonderen Platz bekommen: „Sie wird auf jeden Fall in der Mitte stehen.“

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